SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Maultaschen - ein typisches Gründonnerstagsessen, vor allem im Schwäbischen. Dort nennt man die leckeren Teigtaschen übrigens auch „Herrgottsbscheißerle“. Dazu erzählt man sich folgende Legende:
Ein Gründonnerstag, Mitte des 16. Jhts. Der 30jährige Krieg ist gerade vorbei. Im ganzen Land herrschen Armut und Hunger, so auch im Kloster von Maulbronn. Die Mönche wollen gerade das karge Abendessen zubereiten, da geschieht ein kleines Wunder: ein Bauer schenkt ihnen ein großes Stück Fleisch.
Die Mönche sind hin- und hergerissen zwischen dem Fasten-Gebot einerseits und dem Gedanken an eine köstliche Mahlzeit andererseits. Und da es zu dieser Zeit noch keine Kühlschränke gibt, und die Mönche schließlich nichts verkommen lassen wollen, entscheiden sie sich für einen kleinen Kunstgriff: Der Küchenmönch hackt das Fleisch so klein wie möglich. Im Garten sammelt er Spinat und Kräuter und mischt sie unters Fleisch. Das Ganze soll schließlich aussehen wie ein Gemüsebrei. Um sicher zu gehen, dass der liebe Gott auch wirklich nichts bemerkt, umhüllt er die Masse mit Nudelteig. Dann ab in die Gemüsebrühe, und fertig sind sie, die „Herrgottsbscheißerle“ aus Maulbronn. Oder eben Maultaschen.
Ob die Mönche damals wirklich der Meinung waren, Gott hinters Licht führen zu können, wage ich zu bezweifeln. Wahrscheinlich wollten sie sich selbst oder ihrem Abt etwas vormachen.
Ich selbst faste ab und zu, weil ich einen Sinn darin sehe. Ich spüre, dass ich unabhängiger werde. Frei von dem Zwang, immer etwas zwischen den Zähnen haben zu müssen. Diese neue Freiheit ist etwas Tolles. Und nebenbei lerne ich wieder, mich auf ganz einfache Speisen zu freuen. Zum Beispiel auf „Herrgottsbscheißerle“ - aber natürlich erst wieder ab Ostersonntag.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=3334
weiterlesen...