SWR3 Gedanken

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19JUN2021
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Der Journalist Dirk von Gehlen hat einmal gesagt: Überforderung sei der neue defoult-modus – also der neue Normalzustand unserer Zeit. Von Gehlen hatte dabei vor allem den Medienkonsum im Blick, aber ich finde: der Satz bringt ganz gut auf den Punkt, wie es in den letzten Monaten gewesen ist. Überforderung als neuer Normalzustand. Mir hat das eingeleuchtet. Wenn ich in den vergangenen Wochen mit Freundinnen gesprochen habe, da sind wir uns meistens einig gewesen: wir waren erschöpft und angestrengt: Homeoffice, Homeschooling, plötzlich viel mehr Haushalt, weil alle immer zu Hause essen, höhere Wäscheberge, weniger Rückzugsmöglichkeiten.  Ja, wir haben uns überfordert gefühlt. Und zwar oft. Aber ich bin nicht gewillt, das als Normalzustand hinzunehmen.

In einem Gebet in der Bibel steht ein heilsamer Satz: Gott schafft Deinen Grenzen Frieden (Ps 147,14). ja genau: Gott weiß, dass ich Grenzen habe. Grenzen meiner Kraft, Grenzen der Geduld, Grenzen durch wenig Zeit….. Und deswegen schaffe ich nicht alles, was ich gerne schaffen würde. Aber offensichtlich ist das kein Problem. Es ist in Ordnung, dass ich nicht alles schaffe. Es ist in Ordnung, dass manches liegenbleibt. Und es ist auch in Ordnung, wenn Dinge nicht zu 100% perfekt gemacht sind, sondern nur so zu 80%, weil mehr oder besser gerade einfach nicht geht. Wenn Gott damit seinen Frieden machen kann, dann kann ich das auch mal versuchen. Vielleicht lässt dann auch das Gefühl der Überforderung ein bisschen nach. Denn Grenzen zu haben ist ja schon immer unser Normalzustand. Oder?

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