SWR3 Gedanken

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17JUN2021
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Ab und an in Gottes Schürze weinen. Das rät die Theologin Christina Brudereck. Als ich den Satz in ihrem Buch gelesen habe, habe ich mir das bildlich vorgestellt: Gott als Mutter. Wie sie dasteht mit einer geblümten Schürze um den warmen, weichen Bauch. Ich habe mir vorgestellt, wie ich mich an diesen Bauch anlehne, mein Gesicht in der Schürze vergrabe und einfach mal weine.

Theoretisch weiß ich ja: Tränen können so gut tun. Im Weinen löst sich etwas. Alles fließt – im wahrsten Sinne des Wortes. Und ganz oft ist es danach leichter. Ich glaube nämlich, Weinen gehört zur Selbstfürsorge dazu. Wer immer seine Tränen runterschluckt, bei dem wird daraus leicht ein Kloss im Hals. Und der hindert am Atmen, Lachen, Freisein. Besser ist es den Tränen freien Lauf zu lassen. Und jetzt habe ich ganz praktisch dazu einen Ort gefunden. Gottes geblümte Schürze.

In der Bibel heißt es: Gott tröstet wie eine Mutter. Und an anderer Stelle: Gott sammelt alle Tränen in einem Krug. Gott sieht meine Traurigkeit und lässt sie sein, wie sie ist. Ich muss mich dafür nicht schämen. Muss mich nicht rechtfertigen oder erklären.
Keine Sprüche wie: Indianer kennen keinen Schmerz! Oder: Ein Junge weint nicht!
Ich darf in ihre Schürze weinen. Und wenn ich mich ausgeweint habe, dann wischt Gott mir mit einem Zipfel ihrer Schürze übers Gesicht. Und ich weiß: ich bin willkommen und geliebt.

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