SWR3 Gedanken

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Eine willkommene Abwechslung in der Justizvollzugsanstalt Landsberg. 250 Häftlinge schauen gebannt auf die improvisierte Bühne. Dort gastieren die „Gittergören“. Deutschlands erstes und einziges „Knast-Kabarett“ aus dem Frauentrakt der Haftanstalt Aichach.
Die „Gittergören“ sind zur Zeit auf Deutschland-Tournee und bringen heute ihre Kollegen aus Landsberg zum Schmunzeln, Tränenlachen und Kopfnicken. In den Liedern und Stücken geht es um den Knastalltag: um Freigang, Häftlinge und „Wachteln“. So nennen sie frech die Wärterinnen.
Frech sein, das dürfen die Frauen hier. Schließlich geht es beim Kabarett um Überspitzungen. Hier können sie neben allem Spaß auch mal Frust ablassen und etwas Kritisches sagen. Und sie können spielerisch ihre oft auch bitteren Erfahrungen aufarbeiten.
Vor 15 Jahren schon hat die Gefängnisseelsorgerin Hannah Friedlein die „Gittergören“ ins Leben gerufen. An zwei Nachmittagen in der Woche treffen sich die Frauen statt zum Freigang zum Proben und Stückeschreiben. Mittlerweile ist die Truppe so beliebt, dass neue Bewerberinnen nur noch über ein Casting rein kommen.
Hannah Friedlein ist sich sicher, dass sich die Mühe lohnt. Hier haben die Frauen die Chance, ihre meist schlimmen Erfahrungen kreativ zu verarbeiten. Sie können den Zusammenhalt einer Gruppe kennen lernen und ein ganz neues Selbstwertgefühl bekommen. Die Gefängnisseelsorgerin sagt: „Ihre Schwächen können die Frauen im Urteil nachlesen. Auf der Bühne geht es um ihre Stärken.“
Und die „Gittergören“ sind sich einig: „Hannah Friedlein tut uns gut. Sie sieht in uns nicht nur juristische Fälle, sondern einfach Menschen.“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=3333
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