SWR4 Feiertagsgedanken

SWR4 Feiertagsgedanken

03JUN2021
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Hochfest des Leibes und Blutes Christi. So heißt der Tag, der heute in der Katholischen Kirche begangen wird. Bekennende Katholiken wissen, was mit Fronleichnam gemeint ist. Was aber ist mit den Nicht-Kirchgängern und Ausgetretenen, den Nicht-Gläubigen und Atheisten? Auch sie haben frei wegen dieses kirchlichen Feiertags. Ich sage in den SWR4-Feiertagsgedanken heute etwas dazu, weshalb Fronleichnam für alle Menschen etwas bedeutet.

Der Leib und das Blut Christi. Es geht dabei um etwas ganz Elementares. Sonst wären nicht die Grundbestandteile angesprochen, aus denen unser irdisches Leben besteht. Der Leib, in den wir geboren werden; an dem andere uns erkennen, wenn sie uns begegnen. Und das Blut, die Flüssigkeit, die alles in sich birgt, was wir zum Leben brauchen. Es geht bei Leib und Blut in letzter Konsequenz um Leben und Tod. Bei Jesus, der sich aus Liebe geopfert hat. Und bei jedem Menschen. Weshalb wir in der Regel mit unserem Leib sorgsam umgehen und darauf achten, keinen Tropfen Blut zu vergießen. Und wenn das doch geschieht, wenn wir uns verletzen oder verletzt werden, dann ist das immer ein Alarmsignal. Dann ist unser Leben in Gefahr. Denn das Material, aus dem wir bestehen, beherbergt auch das, was uns als Person ausmacht: unseren Geist, unser Wesen, unsere Seele. Fronleichnam heißt: Das gibt Jesus her - für uns, für die gesamte Welt. Er verschenkt sich.

Es kommt vor, dass junge Menschen sich selbst verletzen, mit Absicht. Weil sie sich nicht mehr spüren, und durch den Schmerz wenigstens das Gefühl bekommen: Da ist noch wer in diesem Leib. Ich bin noch da, noch nicht tot. Das ist gefährlich, und es ist schlimm, dass jemand so schmerzlich uneins mit sich ist. Aber es macht eben auch deutlich, wie sehr alles zusammenhängt im Menschen: Körper und Geist sind eine Einheit. Wenn ein Bereich Schaden nimmt, leidet der andere mit. Und häufig zeigt sich zuerst an körperlichen Symptomen, dass mit uns etwas nicht stimmt. Dass wir uns übernommen haben. Dass schlicht alles zu viel ist, was auf uns einströmt. Dann ist es gut, wenn wir auf die Signale hören, die unser Körper sendet. Unser Leib ist kostbar. Unser Ur-Element. Und die meiste Zeit unseres Lebens setzen wir alles daran, ihn zu schützen, damit das Blut in ihm ungehindert zirkulieren kann. Der unentwegte Kreislauf des Lebens.

Kann man davon etwas abgeben? Es teilen mit anderen? Davon spricht Jesus beim letzten Mahl in seinem Freundeskreis. Nehmt: Mein Leib. Trinkt: Mein Blut. Wie kann man sich das vorstellen?  

 

ZWISCHENMUSIK

 

An Fronleichnam geht es um den Leib und das Blut Christi. Über die Bedeutung, die das für die ganze Welt haben könnte, spreche ich heute in den SWR4-Feiertagsgedanken.

Von den Worten, die von Jesus überliefert sind, haben die folgenden eine besondere Wirkung entfaltet: Nehmt und esst, das ist mein Leib. Trinkt mein Blut zum Gedächtnis an mich. Sich an dieses Vermächtnis zu erinnern und es immer von neuem zu tun, ist sein Auftrag. Empfangen haben ihn vor zweitausend Jahren seine engsten Vertrauten. Am Abend vor seinem Tod. Da hat er auf diese Art und Weise gedeutet, was ihm bevorsteht. Er muss sterben, weil das, was er sagt, die Verhältnisse auf den Kopf stellt. Dass nämlich die auf den letzten Platz verwiesen werden, die sich besonders wichtig nehmen. Davor haben die Mächtigen und Einflussreichen Angst. Es bringt ihre Welt durcheinander, die sie so eingerichtet haben, dass für sie immer am meisten herausspringt. Deshalb werden sie ihn töten. Aber damit schaffen sie ihn und seine Botschaft nicht aus der Welt. Jesu Tod ist ein Zeichen der Liebe. Und davon werden die profitieren, denen seine größte Liebe galt: die ein Leid plagt, die nicht genug zum Leben haben, die auf die Seite geschoben werden. Auf diese Weise, durch den Tod, und wie Jesus ihn deutet, bekommen sein Leib und sein Blut eine viel größere Bedeutung. Was er seinen Vertrauten sagt, ist gedacht für die ganze Welt. Nicht nur für eine kleine, elitäre Gruppe. Nicht für seine jüdischen Glaubensgeschwister. Nicht einmal bloß für die daraus entstandene Christenheit. Nein, er, Jesus, gehört aus Fleisch und Blut, mit Leib und Seele der ganzen Welt. Sein Vermächtnis ist universal. Kann zumindest so verstanden werden. Was er zu geben hat, soll überall dorthin gelangen, wo es am nötigsten gebraucht wird.

Das gilt heute wie damals und hat aktuelle Konsequenzen. Der Leib Christi, das ist nicht nur die geweihte Hostie, die man in der Heiligen Messe empfangen kann. Jesus teilt sein Leben überall dort, wo das Leben in Gefahr ist. Mit jedem geflüchteten Menschen, der es übers Mittelmeer schafft, der gerettet wird. Mit den Kindern im Sudan, die der Hungersnot dort entkommen konnten. Mit den Covid-Patienten, die nach langen Wochen aus der Intensivstation entlassen werden. Mit den Menschen, die um einen ihrer Lieben trauern. Das ist mein Leib für euch. Und was ist mit den Toten, mit denen, die es nicht schaffen? Ich glaube, dass Jesus sein Blut nicht umsonst vergossen hat, sondern für uns, für jeden, der ein schweres Kreuz zu tragen hat, dass kein Leid, kein Tod umsonst war. Nirgends auf der Welt. 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=33270
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