SWR3 Gedanken

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03JUN2021
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Der heutige Feiertag Fronleichnam ist ein katholischer Feiertag. Da habe ich frei. Mein katholischer Kollege zieht immer mit einer langen Prozession durch unseren Ort. An Stationen macht man Halt und singt und betet. Teils sind die Stationen mit schönen Blumenteppichen geschmückt.

Katholische Christ:innen feiern an Fronleichnam keinen Leichnam, sondern den Leib Christi. Sie feiern, dass Jesus Christus im Abendmahl oder in der Eucharistie in dem kleinen Stück Brot ganz und gar anwesend ist. Und deshalb tragen sie an Fronleichnam den Leib Jesu in Gestalt eines kleinen Stück Brots durch die Felder.

Früher war das ein richtiger Aufreger zwischen Katholiken und Evangelischen. Denn was für die Katholischen heilig war, empfanden die Evangelischen als Ketzerei.

Heute verläuft die Front zwischen den Glaubensunterschieden anders. Die Gesellschaft spaltet sich zwischen Vegetarer und Veganer und denen, die ihr Fleisch auf dem Teller haben wollen. Zwischen denen, die ein Gendersternchen benutzen und denen, die es verabscheuen.

Heute wie damals ist es die Frage: wie können wir trotzdem gut und friedlich miteinander leben? Soll lieber jeder für sich tun, was er oder sie für richtig hält und die anderen in Ruhe lassen ODER doch versuchen ein gemeinsames Ziel und Kompromisse zu finden? Also friedlich-schiedlich auseinander gehen oder doch Wege finden, sich irgendwie zusammentun?

Ich bin mir da auch oft unsicher was besser ist. Was das Fronleichnamsfest angeht: Ich gehe als evangelischer Pfarrer immer mal auch bei der katholischen Prozession mit. Versuche zu verstehen, was es damit auf sich hat. Und manchmal bringt mich das sogar auf ganz neue Ideen für mich selbst und was wir vielleicht auch gemeinsam machen könnten.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=33252
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