SWR3 Gedanken

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02JUN2021
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Am „zornig-sein“, kann ich ehrlich gesagt nicht viel Gutes finden. Dabei bin ich öfters auch zornig. Vor allem, wenn ich mich unfair behandelt fühle. Und dann werde ich laut und ungerecht und Schön ist das nicht. Auch nicht für mich. Was mir in meinem Zorn hilft, ist Abstand. Raus gehen, laufen, Gitarre spielen.

Manchmal erschrecke ich über meinen Zorn, manchmal ist es aber auch überraschend, wie viel Energie er freisetzt. Es soll Menschen geben, die dann die Wohnung aufräumen und putzen. Und so ihren Zorn unmittelbar in was Gutes umsetzen. Gelingt mir leider nicht so häufig.

Das mit dem Zorn ist eine heikle Sache, vor allem, wenn sogar Gott zornig ist. Die Bibel hat dazu viele Geschichten. Ich weiß, einige Menschen haben große Probleme mit dem Zorn Gottes. Weil sie als Kind so einen Aufpasser-Gott erlebt haben, der immer kurz vorm Explodieren war, wenn sie nicht brav waren.

Aber es gibt Menschen, für die ist der zornige Gott wichtig. Weil er eine Quelle ihrer Energie ist. Und zwar dann, wenn sie benachteiligt werden, wenn sie täglich um ihr Leben bangen müssen, weil sie zum Beispiel unterdrückt werden und nicht wissen, wie sie da raus kommen. Für die ist Gottes Zorn lebensnotwendig. Für sie ist die Vorstellung wichtig, dass das Unrecht nicht das Letzte ist, was bleibt. Dass eines Tages die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen, vor Gericht gestellt und die Opfer befreit werden. Dass nicht sie sich rächen müssen, sondern dass Gott Gericht hält und Gerechtigkeit schaffen wird. „Hört auf mit euren Ausflüchten und scheinheiligen Rechtfertigungen, sagt Gott einmal in der Bibel. „Schafft aber Recht untereinander.  „Das Recht soll strömen wie Wasser und die Gerechtigkeit, wie ein nie versiegender Bach“… So gesehen, kann ich doch was Positives finden, auch wenn es auch nicht immer schön ist.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=33251
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