SWR3 Gedanken

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31MAI2021
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Ständig regen sich alle möglichen Leute auf. Politiker, Journalisten, Kabarettisten,  Schauspieler. Die Kommentarspalten in den sozialen Netzwerken sind voll davon. Empörung überall. Längst geht es dann nicht mehr um das Thema sondern darum, wer zu welchem Team gehört: Team Öffnung oder Team Vorsicht. Team E-Auto oder Team Diesel. Team Impfen oder Team Impfverweigerer. Mich nervt das nur noch. Noch schlimmer dran sind die Mitarbeiter in den Impfzentren oder den Rathäusern. Die müssen sich tagtäglich mit der Empörung herumschlagen, wie mir erzählt wurde.

Manchmal wünsche ich mir, wir hätten kein Internet, würden nur noch miteinander reden. Ohne Bildschirm zwischen uns. Sondern in echt – Face-to-face. ODER, wir könnten einander nur noch Briefe schreiben. Die dann zwei Tage dauern, bis sie uns erreichen und deren Antwort erst nächste Woche ankommt, wenn der Himmel schon wieder ein anderer ist und sich so manche Aufregung von alleine gelegt hat.

Natürlich gibt es Grund, sich zu empören und aufzuregen. Natürlich ist es nervig, wenn sich die Dinge zu langsam, zu uneffektiv und in die falsche Richtung entwickeln. Aber mit Beleidigungen oder Schubladendenken ist niemandem geholfen.

In der Bibel gibt es einen sehr schönen Satz: „Jeder Mensch sei schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn.“ (Jak 1,19) Ich finde, das würde unserer Empörungsgesellschaft guttun und Energie und Phantasie dafür freisetzten. Und zwar für das, wofür es sich wirklich lohnt sich zu empören und zu engagieren.  

https://www.kirche-im-swr.de/?m=33249
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