SWR3 Gedanken

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28MAI2021
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Ich arbeite bei der katholischen Kirche und es macht mich wütend, dass Kirche manchmal so schwerfällig ist. Dass der Missbrauchsskandal so schleppend aufgearbeitet wird zum Beispiel. Oder ein Brief aus dem Vatikan neulich, in dem steht, dass gleichgeschlechtliche Partnerschaften offiziell immer noch nicht gesegnet werden dürfen. Alles Punkte, an denen ich mir wünsche, dass sich Kirche verändert.

Kardinal John Henry Newman war ein katholischer Priester aus England und er hat gesagt: „Leben heißt, sich verändern. Und vollkommen sein heißt, sich oft verändert zu haben.“

Anders gesagt: Wenn sich etwas verändert, dann steckt da Leben drin. Und wenn etwas richtig gut ist, hat es sich vermutlich oft verändert.

Mich überrascht, dass der Satz von jemandem aus der katholischen Kirche stammt. Die ist eher bekannt dafür, dass in ihr alles so bleibt wie es ist. Aber dass der Satz von einem Kardinal kommt, gibt ihm den richtigen Wumms.

Ich wünsche mir, dass sich meine Kirche diesen Satz von Newman zu Herzen nimmt. Und ich entdecke auch einiges, was in diese Richtung geht. Die Pfarrer, die selbstverständlich schwule und lesbische Paare segnen. Oder die vielen jungen Leute, die sich dafür einsetzen, dass Kirche ein sicherer Ort für Kinder und Jugendliche wird. Sie leben Veränderung. Und das tut der Kirche gut. Vollkommen ist sie deshalb noch nicht, aber ich finde, das sind Veränderungen, die in eine gute Richtung gehen.

Und wenn mich meine Kirche mal wieder auf die Palme bringt, denke ich an diese Leute und an den Satz von Newman: „Leben heißt, sich verändern. Vollkommen sein heißt, sich oft verändert zu haben.“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=33200
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