Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

18DEZ2006
DruckenAutor*in
Wann ist Advent? Ja, jetzt, werden Sie sagen. Fast ist er schon wieder vorbei. Ein Kirchenlied sagt da was ganz anderes. Wenn die Gefangenen aus ihren Kerkern kommen und die Wunden der Gefolterten sich schließen. Dann ist Advent. Ich stutze. Zumal es ähnlich weitergeht. Wenn die Kaputten heil werden, wenn die Durstenden satt zu trinken haben, wenn unsere Mutter, die Erde, Platz hat für alle und wir sie hüten wie unser Kind, dann ist Advent. Das ist schwer zu begreifen. Für mich hat Advent was mit Stille und Besinnlichkeit zu tun, mit Warten. Warten auf das Kommen Gottes. Denn Gott ist im Kommen. In der Gestalt des neugeborenen Jesuskindes. Bestimmt spielt im Advent auch eine Rolle, wie ich mich selbst auf dieses Ereignis vorbereite, wie Gott bei mir ankommen kann, wie ich ihn bei mir ankommen lasse. Und so langsam dämmert es mir, was der Texter des Adventslieds meint: Gott ist nicht nur in alten Büchern zu finden, nicht nur im Gottesdienst und den Sakramenten, sondern auch in den Mitmenschen und in der Natur. Wenn ich mich um eine Verbesserung der Lebensverhältnisse von Natur und Mensch kümmere, sorge ich dafür, dass Gott ankommt. Getreu den Worten von Jesus: Was Ihr den Geringsten meiner Brüder und Schwestern getan habt, das habt ihr mir getan. Da wo Gutes geschieht, Aufbau geleistet wird, Unrecht beseitigt, da bricht Gott durch, wird er nahbar, auffindbar, spürbar. Wenn das geschieht, dann ist Advent. Sagt das Lied. In diesem Sinne ist das Warten auf das Kommen Gottes dann nichts Passives, sondern bedeutet für die, die sein Kommen wirklich erwarten, Aufbruch. Aufbrechen um die Kaputten heil zu machen, den Durstenden zu trinken zu geben, die Erde zu schützen und zu bewahren. Es muss nicht alles so bleiben wie es ist. Jeder kann dabei mittun. Im Advents und darüber hinaus
https://www.kirche-im-swr.de/?m=332
weiterlesen...