SWR3 Gedanken

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25MAI2021
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Benedikt und Helmut stehen an der Baggerlochkante und singen Lieder. Um sie herum zwei Dutzend Leute. Sie feiern Gottesdienst auf einem Acker zwischen Aachen und Köln. Hinter ihnen ist ein riesiges Loch in der Landschaft. Das Loch ist hundert Meter tief, einige Kilometer breit und oben raus schauen die Spitzen von mächtigen Schaufelradbaggern.

Benedikt ist Klimaaktivist und Helmut kommt aus einem Dorf, das bald in diesem Loch versinken soll. Gemeinsam fordern sie, dass der Energieriese RWE damit aufhört, Helmuts Heimat zu verheizen. Der Energiekonzern baggert nämlich schon seit Jahren zwischen Köln und Aachen ganze Ortschaften weg. Er will an die Braunkohle dran, die unter den Dörfern liegt. Insgesamt müssen mehr als 7000 Menschen deshalb ihre Heimat verlassen.

Mit ihren Gottesdiensten wollen Benedikt und Helmut gegen diesen Irrsinn ein Zeichen setzen. Sie feiern nicht nur an der Abbruchkante, sondern auch auf der Straße von anliegenden Dörfern oder in einem Waldstück, das bald weggebaggert werden soll. Benedikt sagt: „Was hier passiert ist eine Katastrophe für die Betroffenen und erst recht für das Klima auf unserem Planeten. Wir haben eine Verantwortung für unsere Schöpfung und für die Generationen nach uns. Und deshalb leisten wir hier Widerstand.“

Benedikt und Helmut engagieren sich als Christen bei den Protesten, weil sie glauben, dass die Erde ein kostbares und zerbrechliches Geschenk von Gott an uns Menschen ist. Und dass Gott etwas an seinen Geschöpfen liegt.

Helmut und Benedikt machen mir klar: Protest und Widerstand ist wichtig, damit sich endlich etwas tut in Sachen Klimaschutz. Ich kann am gleichen Strang ziehen wie die beiden, wenn ich auch Zeichen setze, zum Beispiel beim Einkaufen oder bei der Wahl meines Energie-Versorgers. Auch wenn ich nicht an der Baggerlochkante stehe, ich fühle mich mit den beiden verbunden und mit allen, denen unser Planet am Herzen liegt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=33197
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