SWR2 Wort zum Tag

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20MAI2021
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Manchmal ist es gut, wenn ich als westlicher Christ einen ordentlichen „Schuss“ Begeisterung von „anderen“ Christinnen und Christen aus der weiten Welt bekomme - so wie ich ihn vor einiger Zeit von meinem Freund Kim aus Südkorea erhalten habe.

Gerade mal zwei Stunden war er da, da saß er schon bei mir am Küchentisch, Kaffeetasse in der Hand, der Jetlag hatte ihn fest im Griff. Aber er hat gleich angefangen zu erzählen und wurde dabei immer wacher, so begeistert war er von der Sache, die er mir erzählen wollte: „Ich musste doch etwas machen,“, hat er zu mir gesagt.  „Stell Dir vor: Wir haben diese riesengroße Universität bei uns in Seoul, mehrere tausend Studenten. Aber weil das Christentum nicht so verbreitet ist, können diese Studenten den christlichen Glauben nicht kennenlernen!“ „Und was hast Du gemacht, Kim?“, frage ich ihn. „Nun“, sagt Kim und lächelt, „ich habe eine eigene Kirche gegründet.“ „Du hast -  was?“ frage ich. „Ja“, sagt mein Gast – „wir Koreaner gründen immer wieder Kirchen. Das sind am Anfang ganz kleine Gemeinden. So wie bei mir. Ich bin mit einer Reihe von Studenten in Kontakt gekommen, und nach einer Weile haben mir acht davon versprochen, mit mir zusammen eine Gemeinde anzufangen. Wir treffen uns jeden Morgen zu einer kurzen Andacht, beten und frühstücken. Dann gehen die zur Vorlesung und ich in meinen Tag.“

„Und wovon lebst Du?“, frage ich ihn. „Lebst Du echt von der Spende von acht Studenten?“ Kim schaut mich auf einmal ganz ernst an: „Erstens sind es jetzt schon dreizehn Studierende, da geht es schon deutlich besser. Und zweitens: Ich spüre: Das hier ist das Richtige. Hierfür bin ich begeistert. Dann geht viel mehr, als man anfangs meint.“

Und ich denke mir: Am Sonntag ist Pfingsten. Der Tag, an dem der Heilige Geist Menschen dazu bewegt, Kirche zu sein. Damals, in Jerusalem fing das an, vor 2.000 Jahren. Damals gab es einen lebendigen Aufbruch, praktisch aus dem Nichts. Einige Menschen, die begeistert waren und spürten, dass sie das Richtige tun. Was ich in Deutschland oftmals vergesse: Pfingsten passiert immer wieder, auch heute noch. Auf einmal sitze ich an meinem eigenen Küchentisch und trinke Kaffee mit einem Kirchengründer! Und ich komme ins Grübeln: Wenn soviel möglich ist - was will ich selbst Neues beginnen? In der Kirche – aber auch in meinem Leben überhaupt? -  Und wie geht es Ihnen damit? - Welchen Aufbruch wollen Sie in Angriff nehmen?

https://www.kirche-im-swr.de/?m=33183
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