Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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29MAI2021
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„Und“, Anja schaut Renata und mich an, „was ist am Wochenende?“ „Am Wochenende ist Wochenende,“ antwortet Renata, „was soll da sein?“ Anja verdreht die Augen: „Was hast du für Pläne, meine ich“. Renata schaut uns beide an. „Wisst ihr: Ich bin ein Mensch, der morgens aufsteht. Dann gucke ich, wie das Wetter ist und dann, wie ich mich fühle. Und dann entscheide ich, was ich mache.“ Ich stimme Renata zu. Mir geht es auch so. Ich habe die Woche über so viele Termine, da bin ich auch froh, wenn mal nichts im Kalender steht. Aber Anja widerspricht: „Ich brauche einen Plan“, sagt sie, „sonst werde ich ganz unruhig. Wenn ich am Wochenende nichts vorhabe, dann weiß ich gar nicht, was los ist.“ Auch das verstehe ich. Wenn man weiß, was kommt, fühlt man sich einfach sicherer. Ich denke, dass das am Ende einfach eine Typ-Frage ist. Oder vielleicht kommt es auch darauf an, wie man sich gerade fühlt. Anja fragt weiter: „Und in fünf Jahren, in zehn Jahren, wo wollt ihr sein?“ Ich antworte: „Am Meer!“ „Nein!“ Anja schüttelt in den Kopf. „Ich meine, was du sein willst.“ „Was ich sein will, ok.“ Ich denke kurz nach. „Glücklich“, sage ich, „und zufrieden.“ Renata schmunzelt, aber Anja runzelt die Stirn. „Du musst doch einen Plan haben. Du musst doch wissen, was du jetzt unternehmen musst, damit du in fünf oder zehn Jahren, da bist, wo du hinwillst.“ Ich kann Anja wieder gut verstehen, aber mir fällt plötzlich auf: Ich habe gar keinen Plan. Und ich möchte auch keinen machen. Das hat mir Corona gerade gezeigt. Man weiß doch nie, was kommt. Und dann so einen langen Plan? Über einen so langen Zeitraum? Da weiß ich ja gar nicht, ob ich das alles noch erlebe. Ich halte mich da lieber an einen Rat aus der Bibel: „Macht euch keine Sorgen um den kommenden Tag – der wird schon für sich selber sorgen. Es reicht, dass jeder Tag seine eigenen Schwierigkeiten hat.‘ (Mt 6,34)“ „Ja,“ sagt Anja, „so einen Spruch kenne ich auch: Leben ist das, was passiert, während du andere Pläne machst.“ „Ist das von John Lennon?“, frage ich? Renata lacht: „Ja, aber offensichtlich war er nicht der erste, der sich das gedacht hat!“

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