Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Heute ist Mohammeds Geburtstag. In den muslimischen Häusern essen sie Mohammeds Lieblingsspeise, etwas Süßes aus Gries, Butter und Honig. Süß essen und süß denken, heißt das Motto.
Es passiert nicht so oft, dass die Passionsgeschichte Jesu und der Geburtstag des Propheten so nah beisammen sind.

Mohammed und Jesus. Man muss es einmal auf den Punkt bringen: Beiden geht es um die Barmherzigkeit Gottes! Es war für mich sehr eindrücklich bei der Totenfeier für die neun Brandopfer bei uns in Ludwigshafen, da kam dieses Wort immer wieder vor. Barmherzigkeit Gottes. Da waren fünftausend Menschen versammelt und warteten angesichts der toten Kinder und Frauen auf Barmherzigkeit. In den Redebeiträgen so unterschiedlich sie auch waren und so missverständlich Manches formuliert war, im Gebet des jüdischen Rabbiners, beim Totengebet der muslimischen Immame und dem Wort der christlichen Geistlichen, sogar bei den Politikern. Immer wieder tauchte der Begriff auf: Barmherzigkeit Gottes.

In der Passionsgeschichte der Bibel wird von Judas erzählt. Er hatte nicht die Kraft, mit Jesus ein zu stehen für die Barmherzigkeit Gottes. Er machte die Sache Jesu zu einer Geldsache. Und hat sie damit verraten. Aber zerstören konnte er sie nicht.

Denn Gottes Barmherzigkeit ist unendlich viel größer als unser Versagen, unsere Schuld. Ja, Gottes Leidenschaft für den Menschen ist so stark, dass die Gegensätze, unter denen wir Menschen leiden, überwunden werden können..

In den letzten Wochen habe ich allerdings erlebt, wie schwer es ist, gerade diesen Gedanken von der Barmherzigkeit Gottes in unseren Alltag zu bringen. Da ist noch so unendlich viel zu tun. Es war vielleicht ein Anfang, als der türkische Vater, der seine Frau und zwei seiner Kinder bei dem Ludwigshafener Wohnhausbrand verloren hatte, erklärte: „Unsere Kinder wurden in dieser Stadt geboren, ich wünsche mir nichts mehr als dies, dass Deutsche und Türken Freundschaft halten“. Da war etwas zu spüren von der Barmherzigkeit Gottes. Das ist ja Wille zur Gemeinschaft. Dass einer anfängt, Brücken zu bauen über all das Leiden, die Wut und die Gefühle von Rache. Dass einer sich trotz allem ein waches, offenes Herz bewahren kann. Weil Gottes Barmherzigkeit eben größer ist als wir selbst.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=3318
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