Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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18MAI2021
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Ich habe vor ein paar Tagen Bomben gekauft. Samenbomben.

Samenbomben, das sind handgemachte, wahlnussgroße Bällchen. Das Material: Saatgut, Ton und Erde. Samenbomben geht einfach: Da, wo es später blühen soll, da wirft man einfach eine Bombe hin. Wenn es regnet, dann weicht sie langsam auf. Das Saatgut wurzelt und fängt an zu keimen. Samenbomben, das sind wirklich Waffen des Friedens: Denn wenn sie explodieren, dann wird es grün und bunt, dann kommt Farbe in die Welt.

Samenbälle gibt es wohl schon seit Tausenden von Jahren. So ließ sich bereits in Ägypten das fruchtbare Ackerland zügig bestellen. Die modernen Samenbomben kommen allerdings erst in den 1970er Jahren auf. Da haben die Leute die Nase voll vom Nachkriegsbeton. Und von asphaltierten Plätzen. Deshalb werden die Samenbomben geworfen. Das Ziel: blühende Oasen, bunte Blumeninseln an tristen Orten.

Ein tolles Bild. Ein Bild, das ich mit in meinem Alltag nehme. Denn ich merke ja auch, dass ich auflebe, wenn Farbe in mein Leben kommt. Wenn etwas blüht. Vor allem, wenn ich gerade nicht gut drauf bin. Dann bin ich für Blüten in meinem Alltag dankbar. Und ich denke: Samenbomben, das Prinzip funktioniert auch mit Worten und Gesten. Ich kann ein Lob werfen, wie einen Samen. Kann kleine Grußbomben auslegen: ein freundliches "Hallo" über den Gartenzaun hinweg, eine erhobene Hand für die Autofahrerin, die mir entgegenkommt. Ich kann ein Lächeln aussähen, wie ein kleines Samenkorn. Einfach da sein, wenn jemand anruft und ein offenes Ohr braucht. Auch das macht die Welt farbig.

Übrigens: Jetzt ist die ideale Wurfzeit für ein paar Samenbomben. Probieren Sie es mal aus. Jeder kann die Welt zum Blühen bringen.

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