Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP
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„Fühl dich von mir umarmt!“ hat mein Freund gesagt als wir zuletzt zusammen waren. Da stand er so vor mir, Corona - korrekt 1 Meter 50 weit weg hat mich angestrahlt und es gut gemeint. Aber irgendwie habe ich keine Lust mehr auf Fernwärme nur. Ich vermisse es, den Freund zu umarmen. Und manchmal denke ich, dass wir es am Ende womöglich gar nicht mehr können, nicht mehr wissen, wie es geht, wenn es wieder geht. Am Anfang der Pandemie waren die Reflexe noch da. Da sind wir aufeinander ein ums andere Mal zugegangen und haben uns trotz Verbot wie selbstverständlich die Hände entgegen gestreckt, um uns zu begrüßen. Und manchmal haben wir uns auch sozusagen „aus Versehen“ umarmt. Aber das haben wir jetzt total im Griff. Wir wissen uns zu beherrschen. Dabei gibt es doch nichts Schöneres als so aufeinander zuzugehen und sich einander herzlich zuzuwenden.
Jesus hat einmal in einer Geschichte erzählt, wie Gott selber am liebsten auf uns zugehen möchte. Und er vergleicht es mit einem Vater, der seinen lange vermissten Sohn heimkommen sieht.
Der Sohn war fort auf einer Art Selbstfindungstrip, hatte dabei allerhand Pleiten, Pech und Pannen erlebt und kam jetzt mit dem letzten Hemd bekleidet, ausgehungert und barfuß zurück. Und der Vater sieht ihn von Weitem schon kommen, geht ihm freudig entgegen, fällt ihm um den Hals und küsst ihn. So groß ist die Freude bei Gott, sagt Jesus, wenn jemand bei ihm sein Zuhause wiederfindet. Das geht nicht mit Abstand von 1 Meter 50. Weder im Himmel noch auf Erden. Also ich freu mich jedenfalls schon auf den Tag, an dem ich mich nicht mehr nur von Weitem umarmt fühlen muss. Wir werden es üben, bald.
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