Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

11MAI2021
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Seit über einem Jahr schon Corona. Die Pandemie hat unser Leben im Griff. Das betrifft wirklich alles und Jeden. Kein Lebensbereich bleibt davor verschont. Ich glaube, wir werden die Folgen dieser Ausnahmezeit  nicht nur wirtschaftlich und materiell spüren, sondern vor allem menschlich in unserem Umgang miteinander. Ich denke zum Beispiel an die unfassbare Einsamkeit der Menschen, die krank sind, alt, sterbend und voller Trauer. Dass wir zeitweise einander nicht mehr besuchen und beistehen konnten, das hat zu menschlichen Katastrophen geführt. Dabei brauchen wir Menschen das miteinander Trauern und  Leid tragen. Das Beileid auszusprechen und zu zeigen ist ein unverzichtbares Kulturgut.

Mir fällt dazu die biblische Geschichte von Hiob ein. Hiob, das ist ein erfolgreicher, reicher Mann. Er ist wohlhabend und mächtig und hoch angesehen bis ihn ein Unglück nach dem anderen trifft und er nach und nach alles verliert: Hab und Gut, seine Familie, seine Gesundheit,  seine ganze Stabilität und Selbstgewissheit. Er ist nur noch ein Häufchen Elend in Sack und Asche.

Aber dann erfährt er Anteilnahme und Beistand von seinen Freunden. Es sind nur 3,  aber die kommen und machen einen Beileidsbesuch im Trauerhaus. Und sie nehmen sich Zeit und setzen sich zu ihm und bleiben. Und die ersten 7 Tage und Nächte tun sie nichts.  Nichts außer zu bleiben.

Ansonsten schweigen sie erst einmal und halten es einfach aus, das himmelschreiende Elend ihres Freundes. Das ist mit Abstand das Beste, was Menschen einander antun können, wenn sie sich trauen miteinander zu trauern. Wenn uns das verloren geht, dann werden wir trostlos und  hilflos einsam. Wir dürfen uns nicht abgewöhnen uns um den Kummer anderer zu kümmern, sonst verkümmern wir.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=33127
weiterlesen...