Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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10MAI2021
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Die Corona-Zeit hat unser Leben total verändert. Wir haben ganz neue Regeln lernen müssen.
Neben Maske und Hygiene ist es vor allem der Abstand, den wir halten sollen. Mit Abstand das Schwerste in dieser Zeit ist doch, dass wir uns nicht mehr nahe kommen. Ich vermisse das sehr, obwohl ich gar nicht der Kuschel-Typ bin. Ich befürchte, dass wir gerade dabei sind zu verlernen, wie das überhaupt geht, sich einander zu nähern, zu berühren, zu spüren. Wir werden womöglich bald vergessen haben, wie man sich herzlich begrüßt,  wie man einander gratuliert,  das Beileid ausspricht, sich verabschiedet, tröstet.  Wir brauchen am Ende demnächst Kurse und Anleitungen zum richtigen Anfassen, so wie den Führerschein oder den Tanzkurs. Rühr mich nicht an! haben wir jetzt so verinnerlicht als Anstandsregel Nr.1. Dabei brauchen wir Menschen es doch, dass wir einander zart zärtlich zu berühren.

Ich muss dabei an eine biblische Geschichte denken, die von einer Frau erzählt, die Jesus treffen will. Sie ist krank und hofft, dass Jesus sie heilen kann. Also mischt sie  sich unter die Leute,  die allesamt neugierig und gespannt darauf sind diesen Wunderheiler  hautnah zu erleben.  Aber sie hat keine Chance.  Es sind zu viele  Menschen dicht an dicht gedrängt,  überhaupt nicht Corona-Konform- alle wollen sie möglichst nahe an diesen Heiland rankommen. Aber die Frau gibt nicht auf und arbeitet sich durch die Masse immer näher an Jesus heran. Sie denkt sich: Wenn ich ihn schon nicht persönlich sprechen kann, dann möchte ich wenigstens in seine Nähe kommen.

Mir würde es ja schon reichen, wenn ich ihn nur kurz berühren könnte. Und tatsächlich! Sie schafft es, so nahe von hinten an Jesus heranzukommen,  dass sie eine Quaste seines Gewandes zu fassen kriegt. Jesus merkt das, dreht sich zu ihr um, sieht sie an und sagt: „Hab nur Mut!

Dein Glaube rettet Dich! Und von diesem Augenblick an ist sie gesund. Berühren heißt heilen. Ein kurzer Kontakt reicht schon und es fließt ganz viel Energie und Lebensmut. Ich hoffe, dass wir das bald wieder üben können.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=33126
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