SWR3 Gedanken

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07MAI2021
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Schon mit 15 Jahren war für mich klar: Ich werde Pfarrer. Meine Vorbilder waren alle Männer und so wollte ich eben auch Pfarrer werden. Im Studium hat eine Freundin mich dann gefragt, ob ich eine Geschlechtsumwandlung vornehmen will, wenn ich Pfarrer sein will. Ich fand das irgendwie bescheuert. Reicht es nicht, wenn man mich sieht, dass ich eine Frau bin?

Heute sage ich, dass ich Pfarrerin bin. Und ärgere mich, wenn mich jemand Pfarrer nennt. Ich weiß, dass viele das nicht böse meinen oder abwertend. Aber viele verbinden damit: nur wenn ich meinen Beruf so ausübe, wie meine männlichen Kollegen das machen, dann ist es „richtig“. Ich mach es aber auf meine Weise und das ist eben anders als bei Männern. Deshalb ist es mir mittlerweile wichtig. Ich bin Pfarrerin.

Ich weiß, viele ärgern sich über das ständige Gendern. Wenn klar sein soll, dass Männer und Frauen gemeint sind, dann schreibt man mit großem Binnen- I, mit Sternchen oder macht beim Reden eine Pause. Sagt nicht nur Richter, Lehrer, Ingenieure, sondern: RichterInnen. Lehrer_innen. Ingenieure und Ingenieurinnen. Ich finde das wichtig. Um deutlich zu machen, dass unsere Gesellschaft aus Männern UND Frauen besteht. Und, dass beide auf ihre je eigene Weise diese Gesellschaft kompetent mitgestalten.

Als Christin glaube ich schon immer, dass Gott uns als Männer und Frauen geschaffen hat. Mit unterschiedlichen Gaben gesegnet. Und genau so liebt uns Gott. Deshalb freue ich mich, wenn wir heute mehr auf unsere Sprache achten.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=33072
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