SWR3 Gedanken

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28APR2021
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Spuren - welche Spuren werde ich wohl hinterlassen, wenn ich mal nicht mehr auf dieser Welt bin? Dieser Gedanke kam mir beim Joggen, an einem Morgen, an dem die Spuren meiner Schritte im Raureif zu sehen waren. Welche Spuren werde ich wohl hinterlassen und welche Spuren gibt es von Menschen überhaupt? Dabei dachte ich nicht an große Figuren der Menschheitsgeschichte, sondern an Menschen wie Sie und mich. Da gibt es die Kinder, in denen wir nicht nur genetisch unsere Spuren hinterlassen können. Sondern auch durch das, wie wir sind und wie wir sie geprägt haben. Wer keine Kinder haben kann oder will, kann durch Werke Spuren hinterlassen: durch Kunstwerke, wissenschaftliche Werke, durch Bücher, Briefe oder Fotografien. Durch Stiftungen kann man Spuren hinterlassen, die den Menschen Gutes tun, die nach einem leben. Aber all diese Spuren verlieren sich spätestens nach 4 bis 5 Generationen. Denn wenn man keinen schriftlich festgehaltenen Stammbaum hat, dann erinnert kein Grab oder eine andere Hinterlassenschaft mehr an einen Menschen. Er verschwindet wie meine Fußspuren im Raureif, die sich im Sonnenschein aufgelöst haben. Und nichts, wirklich nichts bleibt also übrig von mir und all den zahllosen Menschen, die weit vor mir gelebt haben?
Nein. Ich glaube, es bleibt nicht Nichts übrig. Ich denke das Wichtigste in unserem Leben überlebt alle Zeiten und Generationen. Wenn wir es denn gelebt haben: die Liebe. So unsichtbar wie spürbar. Und die schönste Spur, die ein Mensch in den Seelen der anderen Menschen hinterlassen kann.

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