SWR3 Gedanken

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27APR2021
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„Ein Paar das nicht miteinander spricht, verlernt sich kennen“. Dieser Satz eines Paartherapeuten* ist weit mehr als ein gutes Wortspiel. Denn so wie man durch das Miteinander Reden vertraut werden kann, so kann man sich fremd werden, wenn man nicht miteinander spricht. Und das ist weiß Gott keine Seltenheit. Zu viele Paare, die schon länger zusammen sind, sprechen zu wenig miteinander. Ein Grund ist die Erschöpfung durch Beruf, Alltag, Haushalt oder Kinder. Ein anderer die Sprachlosigkeit durch die Medien. Wenn fast nur noch die Medien reden, dann geht das Gespräch von Angesicht zu Angesicht immer mehr verloren. Und zuletzt verschwindet mit dem Miteinander Reden auch der Sex. Das ist aber kein Naturgesetz. Es muss nicht so sein, dass mit den Jahren den Paaren die Anziehung verloren geht. Die Qualität jeder Paarbeziehung steht und fällt mit dem Reden miteinander. Dem wirklichen Reden. Und was heißt wirkliches Reden? Zu allererst sich Zeit füreinander zu nehmen, mindestens einmal die Woche. Genügend Zeit um über das zu reden, was einen bewegt. So viel Zeit, dass man sich auf sich selbst besinnen kann. Denn nur wenn ich einigermaßen bei mir bin, kann ich auch gut zuhören. Und mit dem Reden kann man allmählich wieder zu dem kommen, was eine gute Beziehung ausmacht. In der geteiltes Leid halbes Leid ist und geteilte Freude doppelter Freude. So können sich Paare wieder näher kommen. Und dann es ist überhaupt kein Wunder, wenn mit dem Reden auch der Sex zurückkehrt. Weil das Reden die Seele öffnet und die Seele den Leib.

* Quelle: Michael Lukas Moeller, „Die Wahrheit beginnt zu zweit – Das Paar im Gespräch“, Rowohlt Verlag Reinbek bei Hamburg, 2019, Seite 35.

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