SWR2 Wort zum Tag

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20APR2021
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Da ist ganz schön viel aufgebrochen. In einer Familie gibt es Riesenstreit. Die beiden Söhne streiten um das Erbe. Der eine hintergeht den anderen um die Gunst des Vaters. Die Mutter tut für ihren Liebling das ihre und unterstützt ihm. Der Vater hält sich heraus und an der Tradition fest. Und wird ebenfalls hintergangen. Die Situation eskaliert. Der Erbschleicher hat gewonnen. Der ältere Bruder das Nachsehen und einen Riesenzorn. Der Erbschleicher muss fliehen.

So etwas kommt vor. Leider. Und steht in der Bibel. Es ist die Geschichte von Jakob und seiner Familie. Eine Familiengeschichte, wie sie das Leben schrieb. Über heftige Konflikte zwischen zwei Brüdern, Eltern und Kindern, Vater und Mutter. Über Konventionen, Traditionen und das Aufbegehren dagegen.

Da ist nicht von Menschen die Rede, die alles richtig machen. Im Gegenteil. Dieses Bild wird in dieser Geschichte gründlich aufgebrochen. Da wird von Menschen erzählt, die Fehler machen, sich mit und in ihnen verstricken und so auf Abwege und Umwege geraten. Wie im richtigen Leben eben. Auch heute.

Da stellt sich unweigerlich die Frage: Wie steht Gott zu Menschen, die in solchen Situationen sind? Genau das ist der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte von Jakob und Esau. Sie erzählt, dass Gott genau dann, wenn alles aufbricht, abbricht, sogar zerbricht, dass Gott dann da ist. Sich nicht entzieht. Sondern mitgeht. Gott verspricht Jakob, dass er mit ihm ist, wohin er auch geht. Und er hält Wort.

Das ist für mich die große Entdeckung in dieser Geschichte. Dass Gott sich Menschen, die etwas falsch gemacht haben, die gestrauchelt sind, nicht entzieht. Sondern im Gegenteil, ihnen aufhilft, neue Wege zeigt, zur Seite bleibt.

So auch am Ende der Geschichte. Jakob bricht noch einmal auf. Um sich mit seinem Bruder Esau zu versöhnen. Er hat Angst vor der Begegnung. Will darum unbedingt Gottes Segen. Und setzt alles daran. Ringt mit Gott. Eine ganze Nacht. Ringt ihm den Segen ab.

So begegnet er Esau. Und die Versöhnung gelingt. Gott hat Wort gehalten. Er lässt Jakob einen Segen erfahren, der größer nicht sein könnte. Nach Streit und Hass, jahrzehntelangem Kontaktabbruch bricht die Liebe sich Bahn und überwindet allen Hader. Da ist ganz schön Neues aufgebrochen!

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