SWR2 Wort zum Tag

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19APR2021
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Aufbrechen. In einen neuen Lebensabschnitt. In ein neues Leben. Neues wagen und gestalten. Wer hat nicht schon einmal diese Sehnsucht in sich gespürt. Das Gefühl gehabt, dass sich nun endlich die Möglichkeit zu einem neuen Leben eröffnet.

Die konkrete Perspektive auf ein neues Leben hat sich mir zum ersten Mal so richtig nach dem Abitur eröffnet. Die gefühlt ewig lange Schulzeit war endlich zu Ende. Der Abschluss in der Tasche. Die Volljährigkeit erreicht. Das pure Leben lag in seiner ganzen Weite vor mir. Ich vermute, viele andere haben das ähnlich erlebt.

Aber nicht jeder Aufbruch ist hoffnungsfroh. Und nicht jeder Weg ist leicht. Und auch nicht jedes Ankommen danach. Das habe ich später im Leben auch gemerkt. Manchmal gibt es Situationen, da möchte man lieber bleiben. Auch weil schwere äußere Widerstände einen Aufbruch verhindern. Oder man ist gefangen im Geflecht seiner Gewohnheiten, Beziehungen und Gegebenheiten. Schafft es nicht loszulassen, zurückzulassen, was einem lieb und teuer ist. Eine Gelegenheit zum Aufbruch streicht vorüber.

Der Urvater des Aufbruchs, in allen drei Weltreligionen, ist Abraham. Er hat ihn gewagt und gemeistert. Die Bibel erzählt, dass er sich noch in hohem Alter aufgemacht hat. Neu durchgestartet ist. Aufgebrochen ist in ein neues Land. Und dort eine neue Heimat gefunden hat. Getragen von einem unglaublichen Gottvertrauen. Im Aufbrechen und Ankommen gleichermaßen.

Leicht war es nicht. Mit Zweifeln über den richtigen Weg. Angst um das eigene Leben, um seine Frau Sara. Streit und Trennung von seinem Neffen Lot. Hungersnot. Sorgen, um die Zukunft. Kinderlosigkeit. Trotz all dem hat Abraham Gott weiter vertraut. Und am Ende wurde er belohnt. Gesegnet mit einer neuen Heimat, Reichtum, einem langen Leben. Sogar mit einem Kind. Unglaublich.

Die Lebensgeschichte von Abraham ist für mich eine Mutmachgeschichte. In Sachen Gottvertrauen. Und sich nicht beirren lassen. Weil sie mir zeigt, dass es trotz allem gut werden kann. Dass Gott sogar unmöglich Scheinendes möglich machen kann. Ich weiß, solches Vertrauen lässt sich nicht einfach horten. Aber aufbrechen, sich aufmachen zu neuen Ufern und sich darauf einlassen. Das geht. Zweifellos. Und das macht Mut. Für einen anstehenden Umzug. Eine neue Arbeit. Einen neuen Lebensabschnitt.

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