SWR3 Gedanken

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21APR2021
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Meine Freundin Klara hat wirklich alles: sie sieht gut aus und ist dabei noch echt gescheit, sie ist lustig, hat einen netten Mann und wunderbare Kinder, einen guten Beruf und Erfolg. Als ich sie kennenlernte, konnte ich mich entscheiden: gebe ich meinem kleinen, fiesen Gefühlsknubbel nach und bin nur noch neidisch und eifersüchtig? Wir sind dann ziemlich gute Freundinnen geworden: ich dachte mir, es ist besser, sie als Freundin zu haben!

Fiese Gefühle hat, glaub ich, jeder. Erstaunlich viele Menschen denken, dass Pfarrer und Pfarrerinnen immer nur nett und freundlich sind. Leider stimmt das nicht immer. Auch Pfarrerinnen sind nur Menschen.

Fiese Gefühle gehören dazu. Und ich glaube sogar, dass fiese Gefühle Sinn machen. Sie sind zwar unangenehm, aber man kann auch an ihnen wachsen.

Zum Beispiel, wenn man sich schämt. Scham ist ja auch so ein fieses Gefühl. Ganz unangenehm. Ich persönlich neige zum Fremdschämen - ich schäme mich stellvertretend für andere, die peinlich sind und es gar nicht merken. Und ich kann mich ganz furchtbar über mich selbst schämen… Interessant ist, wenn man sich mal fragt: warum schäme ich mich da eigentlich?

Denn dann kann man etwas wichtiges aus fiesen Gefühlen lernen:

Dass man nämlich ein Mensch ist. Und damit nicht perfekt. Weder ich noch meine Gefühle sind perfekt. Was mich ausmacht, sind fiese Gefühle, ja, aber daneben auch edle und gute und angenehme Gefühle. Und das macht mich unendlich demütig und gelassen!

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