SWR3 Gedanken

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15APR2021
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Wie geht es dir? Immer wieder mal werde ich das gefragt, wenn ich einen Bekannten oder eine Bekannte treffe, die ich eine Zeit lang nicht gesehen habe. Die Standardantwort lautet: Danke, gut! Auch dann, wenn das so nicht unbedingt stimmt. Aber so haben sich alle weiteren Fragen nach Körper- und Seelenzustand meistens schnell erledigt. Denn jammern und dafür bedauert werden will ich auf keinen Fall. In letzter Zeit allerdings antworte ich öfter mal „Den Umständen entsprechend“. Und das zieht dann schon mal Fragen nach sich. Bist du etwa krank? Geht´s dir nicht so gut?

Nein, krank bin ich nicht. Aber gut geht es mir halt auch nicht immer. Weil mir im endlosen Lockdown gerade wieder die Decke auf den Kopf fällt. Weil ich überarbeitet in meinem Homeoffice sitze, oder aus welchen Gründen auch immer.

Und wenn mich ein Mensch fragt, der mir wichtig ist, dann will ich eben auch nicht lügen. Denn auch ich würde mir auf diese Frage von ihm ja eine ehrliche Antwort wünschen. Weil es mich dann wirklich interessiert, wie es ihm oder ihr geht. Besonders dann, wenn es gerade nicht so dolle läuft.

Vor Jahren hat mal jemand eine Einladung abgelehnt mit den Worten „Ich will mich euch nicht zumuten“. Der Satz hat mich noch lange beschäftigt. Mich einem anderen mit meinen Sorgen zumuten zu dürfen und mir auch seine Sorgen zuzumuten. Das ist vielleicht der Punkt, an dem aus Nähe wirklich Freundschaft werden kann.

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