Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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16APR2021
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Manchmal ist es gut, wenn man sich die Zukunft noch nicht zu genau ausmalt. Dann bleibt man offen für das Leben – und auch für so manche schöne Überraschung.

Unser Sohn hat mit seinen sechs Jahren sehr genaue Vorstellungen, wie eine Sache mal werden soll. Wenn er mit Bauklötzen ein neues Kunstwerk plant, dann ist das Endergebnis schon komplett mit allen Details in seinem Kopf. Wenn wir einen Ausflug machen, malt er sich sorgfältig aus, wie das so wird. Und genauso, wenn ein besonderes Essen angekündigt wird.

Als Eltern staunen wir dann immer, was alles reingeht in so einen kleinen Denker. Aber genauso bekommen wir auch die andere Seite der Medaille mit: Wenn eine Sache dann nicht genau so wird wie geplant, dann ist der Frust riesig. Wehe, eine Bauklotzreihe fehlt. Oder der Spielplatz hat doch keine große Rutsche. Oder das Eis einen anderen Geschmack. Das kann dann stundenlang Thema sein. Spontan lache ich dann manchmal. Und denke: Er muss halt noch viel lernen.

… aber ich überlege genauso: Vielleicht ist die Sache ja auch ein Thema für Erwachsene. Mitten in der Bibel hat jemand einen Satz von Gott aufgeschrieben: „Meine Pläne sind anders als eure Pläne und meine Wege anders als eure Wege.“ [Jesaja 55,8; BasisBibel] Und dann wird erzählt, wie Gott sein Volk aus der Fremde befreit. Damit haben damals die Wenigsten gerechnet. Die meisten haben gedacht, es geht immer weiter wie erwartet, an den alten Umständen ändert sich nie mehr was. Und dann ist etwas ganz Neues passiert. Gottes Pläne und Wege waren gut für die Menschen damals.

Ich habe manchmal auch ganz genaue Vorstellungen, wie etwas zu laufen hat. Im Alltag, also im Kleinen. Aber auch ganz allgemein im Leben. Ich habe bestimmte Einstellungen, Pläne und Ziele. Insgeheim weiß ich ganz genau, was gilt, wie es weitergehen soll, wo ich mal hinwill.

Aber ist das Leben so gedacht? Und ist es nicht auch schade, schon alles vorher zu wissen? Es könnte doch auch passieren, dass irgendwas noch viel besser wird, als ich mir vorstellen kann! Und was ist, wenn es eben ganz anders wird? Wirft mich das aus der Bahn? Oder kann ich mich darauf einlassen? Gott hat Pläne für mich. Und er meint es gut mit mir.

Das macht mir Mut. Ich will mich überraschen lassen, welche unerwarteten Wege mein Leben noch nimmt.
… und ab und zu erzähle ich unserem Sohn davon. Denn das soll er auch wissen.

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