Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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10APR2021
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in paar Tage Sonne und Wärme haben ausgereicht und unser Garten ist regelrecht explodiert. Die Forsytien strahlen leuchtend gelb. Der Kirschbaum stand schon in Blüte, und die Apfelbäume hinter dem Haus werden wohl bald nachziehen. Auch erste Blätter mit ihrem jungen, frischen Grün sind schon zu sehen. Ich liebe es, in dieser Jahreszeit hinter dem Haus zu sitzen und einfach nur zu schauen. In diesem seltsamen Frühjahr 2021 sogar noch mehr als sonst. Vor wenigen Tagen erst haben wir Ostern gefeiert. Haben in den biblischen Texten davon gehört, dass der Tod überwunden ist und das Leben gesiegt hat. Und jetzt ist es wirklich da, das Leben. Ganz und gar unübersehbar und es strotz nur so von Kraft.

Trotzdem verdeckt das alles nicht, wie schwer diese vergangenen Monate auch waren und noch immer sind. Und das lag nicht nur am Winter, an Dunkelheit und Kälte. Wenn ich all den Aufbruch neuen Lebens sehe, dann denke ich unweigerlich auch an all die Menschen, die schwer krank geworden sind. An jene, die ihr Leben verloren haben und an die, deren Frühling verdunkelt ist durch Trauer und Leid. Ich denke an die, die sich gerade gar nicht freuen können, weil sie um ihre wirtschaftliche Existenz bangen. An Künstlerinnen und Kleinunternehmer, die ich kenne. An Cafébesitzer und Gastronomen, denen das Wasser bis zum Hals steht. Ich denke an die Ärztinnen und Intensivpfleger, die die Schönheit kaum genießen können, weil sie bis zum Umfallen eingespannt sind. Und trotzdem, allem Düsteren fast wie zum Hohn, setzt sich das Leben durch und lässt sich nicht mehr aufhalten. Was für ein Gegensatz. Aber genau das ist Ostern. Und vielleicht haben wir gerade diese Hoffnung ja in diesem Jahr auch ganz besonders nötig.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32927
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