SWR3 Gedanken

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09APR2021
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Als Kind habe ich es geliebt! Luftballons in den Himmel steigen zu lassen. Mit der Schnur in der Hand habe ich in den Himmel geschaut, habe mir ausgemalt, wohin der Wind den Ballon tragen würde. Was er wohl alles zu sehen bekäme. Dann habe ich die Hand geöffnet, und die Schnur losgelassen. Und schon war der Ballon unterwegs. Höher und höher, bis er nicht mehr zu sehen war.

Ach, wäre loslassen doch immer so einfach. Nicht nur das von Luftballons. Auch das von Dingen, Menschen oder Lebenssituationen, vor allem dann, wenn man sie eigentlich nicht mehr halten kann. Oder auch nicht mehr aushalten sollte. –

„Es ist eine Lebenskunst, Dinge und Menschen zur richtigen Zeit loslassen zu können“. Meint der Psychologe Bernhard Schmitz. „Zu schnell die Hand zu öffnen und loszulassen ist keine Lösung. Aber nicht loszulassen, wenn man weiß, dass es eigentlich besser wäre, auch nicht.“

Woran also merke ich, wenn die Zeit reif ist zum Loslassen? In der Bibel gibt es viele Geschichten vom Loslassen, Aufbrechen, und Ausbrechen. In allen wird deutlich: Ohne Loslassen gibt es oft keinen Neuanfang. Abraham zum Beispiel. Er verlässt das Land seiner Vorfahren und gründet eine neue Sippe, ja sogar ein Volk. Oder die Freunde Jesu, sie verlassen ihre alten Berufe, um ihrer neuen Berufung folgen zu können.

Wie das Loslassen gelingen kann? Vielleicht, indem man vorher Abschied feiert. Ein kleines Abschiedsfest, wenn auch nur in Gedanken. Bei dem man all das Gute, und Schöne vielleicht noch einmal Revue passieren lässt. Um sich dann auszumalen, wohin die Reise gehen könnte und sollte. Und um sich dann voller Vertrauen dem Neuen zuzuwenden. Und dafür die Hand zu öffnen.

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