SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

14APR2021
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Jeder kennt das. Ich rufe bei einer Firma an und will den Kundendienst sprechen. Wenn ich Glück habe, gibt es eine echte Person, die das Telefon abnimmt und mich weiter vermittelt. Oft leitet mich aber auch eine Computerstimme bis zu dem Punkt, wo ich auf eine Ansprechperson warte. Und meistens gibt es dann Musik, die mir die Wartezeit verkürzen soll, unterbrochen von einer Ansage: „Ihre Verbindung wird gehalten“.

„Ihre Verbindung wird gehalten“. Wenn ich das höre, werde ich meistens erst mal ungeduldig. Weil ich ja nur Warten und nichts tun kann. Beim letzten Mal hat mich aber genau das zum Schmunzeln gebracht. Ich habe mir vorgestellt, wie einfach und schön es wäre, wenn das auch für meine Verbindung zu Gott gelten würde.

Es gibt immer wieder Zeiten, in denen ich nicht so aktiv die Verbindung zu ihm halte. Ich komme nur selten zum Beten und denke den Tag über nicht oft an Gott. Manchmal kommt es mir vor, als ob ich vergessen hätte, dass ich mit ihm in Verbindung stehen will. Wenn ich längere Zeit nicht bete, fühlt sich das dann oft so an, als ob ich die Beziehung zu Gott neu herstellen müsste.

Gleichzeitig vertrau ich doch darauf, dass er immer bei mir ist. Da wäre das doch ganz praktisch, wenn die Verbindung zu Gott quasi automatisch weiter bestehen würde. Weil Gott mir treu ist, auch wenn ich untreu oder unzuverlässig werde.

Wenn das stimmt, dann liegt es an mir, wie ich diese Verbindung halte oder immer wieder neu suche. Es ist ja menschlich, dass ich nicht jeden Tag gleich lebe und dass mein Beitrag für diese Verbindung nicht immer gleich gut funktioniert. Da gibt es Abende, wo ich mir Zeit zu einer Meditation nehme und solche, wo ich nur mit einem Gute-Nacht-Gedanken an Gott ins Bett gehe. Und solche, wo ich ihn ganz vergesse. Aber wenn er die Verbindung sowieso hält, dann ist mein Part nicht der entscheidende. Wichtig ist dann nur, dass ich immer wieder den Kontakt neu suche und nicht mit mir hadere, wieso ich es soweit habe kommen lassen.

Stattdessen nutze ich künftig mehr die  Momente in der Warteschleife. Die gibt es ja fast jeden Tag.  Ich nutze sie, um die Verbindung zu Gott wieder aufzunehmen. Als eine willkommene Unterbrechung meines Alltags. (((Wenn ich nächstes Mal wieder in der telefonischen Warteschleife hänge, will ich nicht ungeduldig werden bis ich zu einem Ansprechpartner verbunden werde. Stattdessen will ich diese Moment nutzen und mich bei Gott melden. Die Ansage wird mich bestimmt daran erinnern: „Ihre Verbindung wird gehalten“.)))

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