SWR4 Abendgedanken

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09APR2021
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In der Geschichte unseres Landes gab es schon viele aufrechte und mutige Menschen. Der Pfarrer und Theologie Dietrich Bonhoeffer gehört dazu. Wir denken heute an ihn, denn der 9.April 1945 war sein Todestag. Von Bonhoeffer stammt der Satz: „Nur wer für die Juden schreit, darf gregorianisch singen.“ Bonhoeffer hat diesen Satz 1938 gesagt, als die Nazis am 9.November die Synagogen in Brand gesetzt hatten. Er meinte damit: Wir können keine frommen Kirchenlieder singen und Gott im Himmel loben, wenn wir zu dem Unrecht schweigen, das den jüdischen Mitbürgern in Deutschland angetan wird. Schon früh hat sich Bonhoeffer gegen die Diskriminierung der Juden öffentlich geäußert. Später hat er am Widerstand gegen den Nationalsozialismus und gegen Adolf Hitler teilgenommen. Dann hat man ihn festgenommen und ihn noch kurz vor Kriegsende im KZ Flossenbürg hingerichtet.

Dietrich Bonhoeffer hat im Gefängnis viele Texte und Gedichte geschrieben. Eines davon ist weltbekannt und sogar als Lied vertont worden. Die bekannteste Strophe lautet so: „Von guten Mächten wunderbar geborgen erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist mit uns am Abend und am Morgen. Und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“ Dietrich Bonhoeffer war tief davon überzeugt, dass sein Leben in den Händen dieser wunderbaren Mächte geborgen liegt, trotz Gefängnis, trotz der Sorge um seine Verlobte. Er glaubte fest daran, dass Gott bei ihm ist, jeden Tag. Das gab ihm die Kraft, seine Gefängniszeit durchzustehen und am Ende in den Tod zu gehen.

Ich liebe dieses Gedicht von Dietrich Bonhoeffer. Es sind Worte gegen die Angst. Worte gegen die Ratlosigkeit. Wenn ich nicht weiß, wie es mit mir oder meinen Kindern weitergehen wird. Wenn ich vor einem Problem stehe. Wenn ich mir Sorgen mache um einen kranken Freund. Wenn ich Angst um meine eigene Gesundheit habe. Dann kann ich diese Worte beten oder singen. Sie erinnern mich daran, dass ich bei Gott geborgen bin. Egal was kommt.

Darum bete ich auch heute: Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarte ich getrost, was kommen mag. Gott ist mit mir, am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32902
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