SWR3 Gedanken

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01APR2021
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Seit genau einem Jahr gehe ich jede Woche Donnerstagsabends in die AnsprechBar*. Ich hab dort schon über 120 junge Leute zwischen 20 und 40 Jahren kennengelernt. Mit meinem Lieblingsgetränk angestoßen – und bis tief in die Nacht erzählt, gelacht und gefeiert.  Nein, ich bin kein Coronaleugner: Das alles mache ich alleine zu Hause auf meiner Couch, vor meinem Bildschirm, der mich in einer Videokonferenz mit den anderen in der AnsprechBar verbindet. Ein offener, digitaler Treff, der seit dem ersten Lockdown schon über 50 Mal stattgefunden hat.

 Mit jungen evangelischen und katholischen Seelsorgerinnen und Seelsorgern haben wir unser Angebot ins Netz verlegt – früher war das Team der AnsprechBar in Bars unterwegs, auf Festivals oder in Cafes. Hat Menschen, zusammengebracht, die Lust auf Sinnfragen und Gemeinschaft haben. Wegen Corona machen wir das nun im Internet.  Und so tragen wir uns gemeinsam durch diese auch für junge Menschen enorm anstrengende Zeit: Soziale Gemeinschaft in Zeiten eines asozialen Virus.

Die italienische Ballettänzerin zum Beispiel, die während Corona in eine deutsche Stadt zog und bisher vor leeren Rängen übt, keine Menschenseele kennenlernen konnte und uns mit ihrem „Buona sera“ die Seele streichelt, weil es uns an den wunderbaren Toskanaurlaub erinnert. Oder die vielen jungen Studierenden und Arbeitnehmer, die im Home-Office sitzen, denen die Decke auf den Kopf fällt. Wir haben zusammen Advent gefeiert und uns an Weiberfastnacht als Krümelmonster oder Cowboy zugewunken.  Buchtipps ausgetauscht und mit Gästen über Seenotrettung oder Pilgern diskutiert. Und immer steht am Anfang die spannende Frage im Raum: „Wer ist heute Abend mit dabei?“ Auch das ist Kirche. Digital, jung und ganz persönlich. Eben AnsprechBar.

 

*alle Infos auf www.ansprech-bar.de

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32888
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