SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

29MRZ2021
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

„Hey, bei mir ist gerade alles zu viel“. Sätze wie diesen lesen Mitarbeiter von Krisenchat.de  jeden Tag ganz oft.*  Krisenchat ist ein Hilfsangebot für Kinder und Jugendliche. Und zwar auf dem Gerät, mit dem junge Menschen ohnehin bestens vertraut sind: dem Handy. Sozusagen Telefonseelsorge als Chat. Und deshalb ist die Hemmschwelle hier viel kleiner, über eigene Probleme und Krisen zu kommunizieren. Auf Sätze wie „Hey bei mir ist gerade alles zu viel“ antwortet dann einer von über 200 professionell ausgebildeten Ehrenamtlichen. Das sind Psychologinnen oder Sozialarbeiter. Und das rund um die Uhr. Eine geniale Idee, finde ich. Sie stammt von dem 19-Jährigen Kai Lanz und seinen Mitstreitern aus Berlin. Die merkten zu Beginn der Pandemie vor ungefähr einem Jahr, dass auch junge Menschen Hilfe brauchen, die selten zum Hörer greifen, um ihre Probleme zu besprechen. Aber sie schreiben – und das je länger Corona dauert immer häufiger: über Einsamkeit und Liebeskummer, über Ängste, Prüfungsstress und auch wenn häusliche Gewalt droht. Das Team von Krisenchat.de hilft dann weiter – es kann und will keine langfristige Therapie ersetzen. Aber die jungen Menschen werden ernst genommen in ihrer Krise. Und sie werden begleitet – wenn es nötig ist auch hin zum nächsten Schritt, um wieder seelisch gesund zu werden. Das Beispiel von Kai Lanz zeigt mir, was einzelne Menschen aus der Zivilgesellschaft erreichen können, wenn sie der Krise mit kreativen Ideen begegnen. Es zeigt mir: Wenn wir füreinander da bleiben, uns zuhören und immer wieder fragen: „Was kann  ich gerade für dich tun?“, dann kommen wir alle gemeinsam besser durch diese Krisenzeit.

*Alle Infos auf  https://krisenchat.de/

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32885
weiterlesen...