SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

29MRZ2021
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So ein gemeinsamer Haushalt wirft viele Fragen auf: Wer denkt dran, dass der Kühlschrank immer voll ist? Wer ist da, wenn es jemandem im Freundeskreis nicht so gut geht? Wer sorgt sich um die pflegebedürftige Angehörige?  Und wer kümmert sich um die Hausaufgaben der Kinder?

Vielleicht denken Sie jetzt an ihre Partnerin. An eine Frau aus ihrem Umfeld. Oder vielleicht sogar an sich selbst, weil sie selbst eine Frau sind.

In den meisten deutschen Familien werden diese Aufgaben nämlich von Frauen übernommen. Sie sind harte Arbeit und haben deshalb auch einen eigenen Namen bekommen: Care-Arbeit. Die Arbeit des sich Sorgens und sich Kümmerns. Und wenn man fragt, warum vor allem Frauen diese Arbeit übernehmen, dann lautet die Antwort normalerweise: Frauen können sich besser kümmern, denn sie sind einfühlsamer, besorgter, organisierter...aber die Wahrheit ist doch, dass all die Aufgaben meistens von Frauen übernommen werden, weil es eben immer schon so war. Weil sich früher die Frau ausschließlich um Haushalt und Familie gekümmert hat, statt arbeiten zu gehen. Und so sind viele Frauen – so auch ich – mit der Erwartung groß geworden, dass wir besonders besorgt, also caring sein müssen. Und haben dabei vergessen, dass das nicht weibliche, sondern menschliche Attribute sind. Dass es zutiefst christlich ist, sich um Mitmenschen zu kümmern und für Andere Zeit zu haben. Und ich deshalb davon überzeugt bin, dass Männer – genauso gut wie Frauen – diese Care-Arbeit übernehmen und sich um Familie und Freundschaften kümmern können.

Ich höre oft: „Mensch, Katharina, du hast es gut, du wirst von deinem Mann zu Hause total unterstützt.“ Aber ich sehe das ehrlich gesagt anders: Mein Mann und ich unterstützen uns gegenseitig, sowohl beruflich als auch zu Hause, privat. Weil uns beiden unser Job, aber auch unsere Familie und unsere Mitmenschen wichtig sind.

Wenn ich mein Leben gestalte, dann so, dass ich nicht an alten Frauen- und Männerbildern hängen bleibe. Ich orientiere mich an dem, was ich gut und gerne mache. Ich möchte dabei unterstützt und ernst genommen werden. Und ich wünsche mir, dass wir alle – alle Geschlechter – füreinander da sein und uns umeinander kümmern können. Sowohl beruflich als auch privat.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32880
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