SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

01APR2021
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

In dieser Woche – der Karwoche – steht der Tod Jesu am Kreuz im Zentrum.  Jesus hat sein Leben hingegeben, um die Menschen zu erlösen. Das Kreuz ist daher das christliche Symbol. Ein Zeichen des Heils. Aber manchmal tue ich mich schwer damit. Wenn ich auf das Kreuz schaue und den gekreuzigten, gemarterten Jesus sehe, frage ich mich: Geht Erlösung nur durch Leiden und Tod?

Vor vielen Jahren bin ich auf ein Kreuz gestoßen, das mir eine andere Sichtweise eröffnet hat. Es zeigt nicht den Leib des gekreuzigten Jesus, sondern fünf biblische Szenen. In der Mitte sieht man Jesus, wie er beim letzten Abendmahl Brot und Wein spendet. Heute, am Gründonnerstag, erinnern die Christen sich daran „Nehmt und esst – das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird. Trinkt aus dem Becher, das ist mein Blut zur Vergebung der Sünden.“ Jesus weist mit diesen zeichenhaften Worten auf seinen baldigen Tod hin. Und er deutet sein Sterben. Er ist bereit, sein Leben für die Menschen hinzugeben. Aber diese Hingabe zeigt sich für mich nicht nur in seinem Tod, sondern in seinem ganzen Leben. Darauf weisen die anderen Szenen auf besagtem Kreuz hin. Auf einem ist die Hochzeit zu Kana zu sehen. Jesus war offen für die Menschen, er hat ihnen zugehört, ihre Freude geteilt und ihre Leiden ernst genommen. Ein anderes Bild zeigt ihn, wie er im Tempel mit den Schriftgelehrten diskutiert. Jesus hat das Gespräch gesucht und auch die Auseinandersetzung nicht gescheut. Und die beiden übrigen Bilder zeigen ihn als Auferstandenen mit Maria Magdalena und bei der Aussendung der Apostel.  Alles gehört zur Erlösung dazu. Jesu Leben, sein Tod und seine Auferstehung.

Das Kreuz hängt über unserem Esstisch, wo unsere Familie immer wieder zusammen kommt, um satt zu werden. Dazu braucht es nicht nur Spaghetti und Rindsrouladen, sondern auch Gemeinschaft: miteinander reden, lachen und fröhlich sein... wie bei der Hochzeit zu Kana. Manchmal geht es am Tisch auch laut zu, wenn wir heftig diskutieren  – wie es Jesus mit den Schriftgelehrten getan hat. Und hin und wieder gibt es besondere Momente, wo wir spüren, was uns in der Tiefe verbindet. So wie es Maria Magdalena mit Jesus erlebt hat….

Jesus lädt uns ein, dass wir das Brot des Miteinander teilen. Doch manchmal macht jeder nur sein Ding und der Hunger nach echtem Miteinander bleibt ungestillt. Dann finde ich es tröstlich, auf Jesus zu schauen. Er teilt auch dann sein Brot mit uns, und wir können seine Liebe zu uns schmecken.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32875
weiterlesen...