SWR2 Wort zum Tag

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26MRZ2021
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Über die Geschichte einer zerbrochenen Freundschaft hat die Journalistin Alisa Schwarz eine  Reportage geschrieben, die mich bewegt hat. Da geht es um zwei Frauen, die jahrelang miteinander durch dick und dünn gegangen waren. Beruflich und privat. Zwei richtige Herzensfreundinnen.

Irgendwann hat die Freundschaft einen Riss bekommen. Es hatte mit Corona zu tun. Die eine hat das Vertrauen in die Medien und die Politik verloren. Sie hat sich zurückgezogen auf fragwürdige Informationskanäle, driftet ab in eine Sonderwelt.

Für die andere ist das nicht zu begreifen. Sie erreicht ihre Freundin nicht mehr. Wenn sie sich schreiben, stellen sie fest, dass sie in völlig verschiedenen Welten leben. Die Fakten völlig anders deuten. Etwas ist zerbrochen. Zuletzt auch ihre Freundschaft.

Ich weiß, solche Risse lassen sich nicht so einfach kitten. Denn letztlich handelt es sich zutiefst um einen Riss im Vertrauen. Die Welt erscheint der einen Freundin als nicht mehr vertrauenswürdig. Die Medien nicht, die Wissenschaft nicht, die Politiker nicht. Es ist ein Riss, der auch die Beziehung zerstört. Am Ende bricht die Kommunikation ab.

Ich lese die vielen Heilungsgeschichten, die in der Bibel von Jesus berichtet werden. Da geht es Jesus immer darum, zerrissenes oder zerbrochenes Vertrauen zu heilen. Jesus tut das, indem er sich Menschen, die sich isoliert haben oder die isoliert worden sind, neu zuwendet. Indem er neues Vertrauen aufbaut.

Manchmal durch Auflegen seiner Hände. Manchmal durch ein Wort des Zuspruchs. Immer aber durch etwas, das die Betroffenen im Innersten berührt. So dass sie einen neuen, unvoreingenommenen Blick auf ihr Leben und ihre Beziehungen zueinander gewinnen.

„Nimm dein Bett und wandle“, sagt Jesus einem Mann, der jahrelang fixiert war auf sein Bett. Wie auf ein Brett aus Misstrauen, Angst und Vorurteilen. „Ich glaube an dich“, sagt Jesus. „Ich setze mein Vertrauen in dich. Dass du selbständig stehen und gehen kannst. Und mit der Welt wieder ins Gespräch kommst.“

Das ist auch meine Erfahrung: wo Vertrauen wächst, entsteht Bewegung. Entstandene Risse können sich schließen. Und neue Kommunikation wird möglich.

Ich hoffe, das gilt auch für die zerbrochene Freundschaft. Dass die beiden Frauen irgendwann losgehen mit neuem Vertrauen zueinander. Und die Erfahrung machen: es geht.

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