Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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24MRZ2021
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Als ich mit sechs Jahren eingeschult wurde, sagte mein Opa feierlich zu mir: „Nun beginnt der Ernst des Lebens.“ Ich bekam ein mulmiges Gefühl. Das klang nach wenig Spaß und Freude. Zu meiner Überraschung war die Zeit in der Grundschule dann aber ganz schön. Beim Wechsel zum Gymnasium und vor dem Studium hörte ich den Satz wieder: „Nun beginnt der Ernst des Lebens.“ Die Schuljahre sowie das Studium fand ich aber auch gut und so verschob sich für mich der „Ernst des Lebens“ irgendwie immer weiter nach hinten. Vor Kurzem kam ich nun beim Schreiben eines Aufsatzes überhaupt nicht weiter. Ich quengelte einer Freundin die Ohren voll und sie sagte: „Stell dich nicht so an! Du bist schließlich nicht zum Spaß hier!“ Prompt fiel mir der Satz mit dem „Ernst des Lebens“ wieder ein.

Aber muss das Leben denn ernst sein und darf es keinen Spaß machen? In den momentanen Zeiten der Pandemie verursacht das Thema Bauchschmerzen.

Es gibt so viele wenig erfreuliche Dinge, die getan und eingehalten werden müssen, weil sie sinnvoll und notwendig sind. Und die ich auch weiterhin tun und einhalten werde. Umso wichtiger ist es meiner Meinung nach, bei sich selbst, für gute Stimmung zu sorgen. Und dafür braucht es eine große Portion: „Ich mag mich!“ Nicht von ungefähr steht vor dem Gebot der Nächstenliebe zunächst die Selbstliebe: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!“ (Mk 12,29)

Und diese Selbstliebe drückt sich auch darin aus, dass ich mir etwas Gutes tue.

Also: Was macht mir denn Spaß? Was tut mir gut? Inzwischen ist klar: in dieser Pandemiezeit braucht es oft neue Antworten auf diese Frage. Dass ich zum Beispiel gerne mit der Bohrmaschine arbeite, war mir eine neue Erkenntnis. Vor allem sollte man aber verschiedene Möglichkeiten ausprobieren, um sich je nach Situation sozusagen an den eigenen Haaren aus dem Stimmungstief zu ziehen. So tut mir die Arbeit mit meinen Honigbienen immer gut und wenn ich im Wald Sport mache, hilft mir das auch. Wenn ich dann trotzdem noch unzufrieden mit einem Tag bin, greife ich zu einer Kindheitserinnerung: Haferflocken mit Milch, Zucker und Kakao. Danach sieht meine Welt gleich wieder freundlicher aus.

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