Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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22MRZ2021
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Mir passiert es irgendwie öfter, dass Menschen, die mir zum ersten Mal begegnen mich völlig fasziniert anschauen und dann Sätze sagen wie: „Sie sehen aus wie meine Cousine.“ Oder: „Sie erinnern mich total an meine Nachbarin.“ Die Botschaft wird immer überbracht als wäre die Aussage ein Kompliment. Ich merke jedoch, dass ich zunehmend gereizt auf diese Bemerkungen reagiere. Für mich hat es einen faden Beigeschmack. Es hört sich so beliebig an.

Gut, ich kenne das auch. Ich begegne jemandem zum ersten Mal und merke, dass mich zum Beispiel seine Stimme an jemanden erinnert, den ich kenne. Oder die Person bewegt sich in einer Art, die mir von jemand anderem vertraut ist. Es dauert meistens einen Moment, bis ich darauf komme, an wen. Allerdings stelle ich auch fest, dass diese vermeintliche Ähnlichkeit wieder weniger wird, wenn ich mehr Zeit mit der Person verbringe und sie besser kennen lerne.

Die Schwierigkeit an der Aussage ist für mich: Sie nimmt eine Person eben nur zur Hälfte wahr. Sie reduziert eine Person auf ihre Äußerlichkeiten.

Ich glaube aber: jede Person ist unverwechselbar! Selbst wenn es äußerlich Ähnlichkeiten gibt oder wenn es sich sogar um eineiige Zwillinge handelt – jeder Mensch ist unverwechselbar. Die Einmaligkeit ergibt sich aus dem Zusammenspiel von außen und innen. Diese Überzeugung entspricht auch meinem Glauben. Ich gehe davon aus, dass Gott jeden Menschen einmalig geschaffen hat.

Und daraus ergibt sich für mich eine ganz persönliche Beziehung zu Gott. Ich glaube, dass er eben genau mich meint und nicht einfach irgendwen. Daran erinnert mich immer der Satz aus der Bibel: „Ich habe dich bei deinem Namen gerufen“. (Jes 43,1)

Diese Vorstellung von Gott stärkt mich. Gott meint es persönlich mit mir. Denn: Ich bin nicht beliebig oder nur die Erinnerung an irgendwen. Ich bin nicht irgendwer, sondern genau DIE!

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