SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Wie sich das anfühlt,
wenn eine stürzt, abstürzt;
wenn einer verlassen ist und keinen Halt mehr findet,
wie sich das anfühlt,
wenn Beziehungen scheitern und Jobs und irgendwie das ganze Leben;
wie sich das anfühlt,
wenn einer von Hartz IV leben muss mit der ganzen Familie oder allein,
wie das ist, auf einer Parkbank zu schlafen und die notwendigen
Medikamente nicht bezahlen zu können,
wie sich das anfühlt,
wenn eine den Kindern keine neue Jacke kaufen kann
und nicht das Mäppchen mit den schönen neuen Stiften;
wie sich das anfühlt,
wissen viele nicht;
und wer will das schon gern wissen.
Der Armut ins Gesicht zu sehen,
das haben wir in der Kirche lange Zeit
den Mitarbeitern der Diakonie überlassen.
Gepredigt haben viele über das Teilen,
aber wenn da einer in der Kirchenbank saß mit stinkenden Klamotten
erntete er anstatt Hilfe eher vernichtende Blicke.
Es ist eine Frage der Gerechtigkeit,
dass Menschen die haben, was man braucht
sich um Menschen kümmern die das nicht haben
das gilt in der Kirche und für die Nachbarin,
ebenso wie für den Klassenkameraden und die Reinigungskraft.
Es ist ein Signal dafür, dass unsere Welt nicht auseinanderfallen darf,
in die die immer alles haben, völlig selbstverständlich
und die, die direkt daneben leben:
in immer größerer Not,
im Teufelskreis von vererbter Armut,
„Selig seid ihr Armen“, sagt Jesus, „denn das Reich Gottes ist euer.“
Aber damit die Armen hier schon selig werden,
damit die Verhältnisse sich wieder drehen,
damit Gerechtigkeit herrscht,
dazu ist es wohl vor allem nötig,
dass die einen den anderen ins Gesicht sehen,
und sich zu Herzen nehmen, wie das ist:
in Armut zu leben.
Gott kommt uns entgegen in Armut und
enthüllt uns seinen Reichtum:
großzügige Freundlichkeit, verschwenderische Liebe,
all den Überfluss an Gnade und bedingungsloser Zuwendung.
Und Gott zählt auf uns.
Dass wir seine Gerechtigkeit ausbreiten in dieser Welt,
damit, wie es in der Bibel heißt, alle Welt selig werde.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=3282
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