SWR3 Gedanken

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23MRZ2021
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Eine Krankenschwester berichtet: Bei uns auf Intensivstation liegen nur noch Leute mit Migrationshintergrund.
Sofort schreibt eine Zeitung: DIE sind es, die Migranten, die die Infektion weitertragen.
Die sind schuld, weil sie es nicht verstehen, wie man sich richtig benimmt oder weil sie einfach nicht richtig aufpassen.
Interessant ist aber: in Deutschland gibt es gar keine Statistik dazu, wer sich eigentlich infiziert und wie schwer.
Höchstwahrscheinlich ist es wie in den USA oder wie in Großbritannien, da gibt es Untersuchungen, die zeigen:
Menschen, die weniger Geld haben, infizieren sich leichter, die in kleinen Wohnungen mit vielen Personen leben; Menschen, die nicht im Homeoffice arbeiten können.
Die ihre Kinder in die Kita-Notbetreuung bringen müssen, weil sie sonst kein Geld haben zum Überleben; Leute, die als Busfahrer*innen, Pflegende, oder an der Kasse arbeiten.

Sie alle infizieren sich leichter, einfach weil sie sich nicht in Sicherheit bringen können.
In den USA sind das häufig Afroamerikaner, Latinos, und Indigene.
Bei uns: Menschen mit Migrationshintergrund.
Sie sind also weniger geschützt und deswegen häufiger krank.
Sie sind also nicht Antreiber der Pandemie, sondern Opfer eines ungerechten Systems.
Außerdem werden sie schlechter versorgt in unserem Gesundheitssystem, und sind häufig weniger gut ernährt.
Wenn sie krank werden, ist der Covid-Verlauf häufig schwerer. Was für ein Zynismus also, sie als die Schuldigen zu erklären!
Ich würde mir wünschen, dass wir anders mit denen umgehen, die bei uns an vielen Stellen den Kopf hinhalten, damit die Grundversorgung funktioniert, ganz egal ob mit oder ohne Migrationshintergrund. Und dass für alle gilt: wer in Not ist, dem wird keine Schuld zu geschoben, dem wird ohne jede Frage geholfen!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32818
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