Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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26MRZ2021
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Morgen Abend beginnt unser achttägiges Pessach Fest mit dem Sederabend. Im hebräischen bedeutet Seder, Ordnung. Diese Ordnung bezieht sich auf den Ablauf der religiösen Zeremonie des Abends. Wir erzählen bei diesem Familienereignis über den Auszug der Ahnen aus der ägyptischen Sklaverei in die Freiheit, verzehren symbolische Speisen und singen traditionelle Lieder. In diesem Jahr kündigt der Seder eine Neuordnung an, um dem Chaos der Pandemie, die uns umgibt zu entkommen. Es ist für uns ein neuer Aspekt, dass wir Dank sagen für vieles, das so oft für selbstverständlich gehalten wurde. Wir werden gewahr, wie sehr wir unsere Lieben schätzen und schützen, und auch unsere Beziehung zum Allmächtigen festigen wollen. Gerade in der Zeit der Dunkelheit und Angst.

Der Pessach ist auch eine Zeit der Gastfreundschaft. Es ist allzu schmerzlich, dass diese alte Tradition drastisch oder ganz und gar eingeschränkt sein wird, weil sich die meisten von uns in der Isolation befinden müssen. Denn die Erhaltung und der Schutz des Lebens haben Vorrang.

Wir müssen nachdenken, wie wir nach der Beendigung dieser Seuche uns individuell und auch gemeinschaftlich für diejenigen einsetzen können, deren Einsamkeit und Isolation, wir bisher vielleicht nicht wahrgenommen haben.

An diesem Abend sprechen wir: „…, dass wir uns in jeder Generation so sehen sollen, als ob wir selbst Ägypten verlassen hätten.“ Es ist eine Herausforderung über uns selbst hinaus zu blicken, uns nicht als Individuen zu identifizieren, sondern als Gemeinschaft, einen Teil der historischen Erfahrung unseres Volkes.

Aber Einheit muss nicht physisch gemeint sein. Sie kann auch durch Trennung erreicht werden - indem wir unsere Individualität fördern und uns auf unsere Möglichkeiten konzentrieren, wie wir unsere Welt ein klein wenig verbessern können.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32791
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