Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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17MRZ2021
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Man trägt wieder Hut. Ich jedenfalls. Bei meiner Verabschiedung aus dem Gemeindedienst haben mir die Kinder vom Kindergottesdienst das Lied gesungen: Herr, dein guter Segen ist wie ein großer Hut. Und dazu schenkten sie mir einen richtigen Hut. Bisher habe ich fast nie eine Kopfbedeckung getragen. Aber das hat sich geändert. Bei Regen ersetzt der Hut sogar fast einen Schirm.

Herr, dein guter Segen ist wie ein großer Hut. Wenn die Leute wüten, wirst du mich behüten. Wir sind in deiner Hut, und das gefällt uns gut. So sangen die Kinder. Ja mit einem Hut ist man gut behütet. Allerdings schützt er nicht vor Viren. Da vertrauen wir auf Masken, das Einhalten der Hygieneregeln. Trotzdem bleibt aber eine gewisse Unsicherheit, die wir aus der Vergangenheit nicht gewohnt sind. Durch das fehlende Maß an Sicherheit spüren wir unsere Grenzen deutlicher. Es steht nicht in unserer Macht, den nötigen Schutz wirklich zu gewährleisten. Und was nicht in unserer Macht liegt, liegt vielleicht in eines anderen Macht.

Herr, dein guter Segen ist wie ein großer Hut. Viele wenden sich in der Verunsicherung an Gott und beten, dass er sie behütet. In der letzten Zeit habe ich einen alten Abschiedsgruß wiederentdeckt und übernommen. „Behüt Sie Gott“ oder „Behüt dich Gott“. Auch manche E-Mail schicke ich raus mit freundlichen Grüßen und einem Behüt Sie Gott.

In Bayern und Österreich ist das gleichbedeutende Pfiat di oder Pfiat eich zum Abschied noch ganz geläufig. Fast alle Grußformeln von Grüß Gott über ade bis tschüss haben die religiöse Bedeutung, dem Gegenüber Gottes Schutz und Segen zu wünschen. Sie gehen zurück auf ein altes Wissen. Das Bewahren und Gelingen unseres Lebens liegt nicht allein in unserer Hand. Früher waren die Menschen viel größeren Lebensrisiken ausgesetzt. Daher vertrauten sie nicht nur den eigenen Möglichkeiten oder irgendwelchen Mächten. Das Vertrauen und die Bitte galt Gott, dem man sich gegenseitig anbefehlen konnte. Sein schützender Arm ist nicht zu kurz. Er hat ihn uns entgegengestreckt. In Jesus ist er uns ganz nah. Schließlich hat er zugesagt: Ich bin bei euch alle Tage und habe alle Macht.

Immer wenn ich den Hut aufsetze spüre ich körperlich, es ist etwas über mir, auf mir. Der Hut kann zum Zeichen werden, dass ich in Gottes Hut bin, dass er mich behütet. Dass ich nicht schutzlos bin. Wenn ich Gott vertraue, können Sorgen und Ängste kleiner werden. Und wenn ich zu ihm bete, entlastet das die Seele.

Das ist eigentlich auch andern zu wünschen. Darum versuchen Sie es mal mit der alternativen Verabschiedung. Statt tschüss oder ade sagen Sie mal „Behüt Sie Gott“ und achten Sie auf die Reaktion. Also „Behüt Sie Gott“ - auch heute.

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