Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW
Der 15. März ist ein besonderer Tag! Nicht deshalb, weil sich nach der gestrigen Landtagswahl, heute die Sieger freuen und die Wahlverlierer ihre „Wunden lecken“. Sondern: 2019, vor zwei Jahren, fand zum ersten Mal der weltweit organisierte Klimastreik unter dem Motto „Friday’s for Future“ statt.
Nach dem Vorbild der Initiatorin Greta Thunberg gehen Schülerinnen und Schüler freitags während der Unterrichtszeit auf die Straßen. Sie protestieren dafür, dass wir endlich die Folgen des selbstgemachten Klimawandels ernst nehmen. So nahmen am 15. März 2019 weltweit fast zwei Millionen Menschen an den Demonstrationen teil. Nun bremste der Corona-Virus im Jahr 2020 diese Demos ziemlich ein. Dennoch: Der Klimawandel ließ sich ebenso wenig wie der Virus aufhalten – mit dem kleinen Unterschied, dass wir momentan impfend mit aller Macht gegen die Ausbreitung des Virus ankämpfen. Gegen den Klimawandel jedoch gibt es keine Impfstrategie. Hier sind vielmehr alle Menschen mit Einsicht und Vernunft gefragt, die globale Erwärmung durch das eigene Verhalten zumindest etwas aufzuhalten.
Was mich an der Bewegung „Friday’s for Future“ vor allem anspricht, ist die Begeisterung vieler junger und einiger älterer Menschen. Dennoch wundere ich mich auch: Gerade meine Generation der 60jährigen, die sogenannten Babyboomer, müsste sich nur an die eigene Jugend erinnern. Wir lasen damals voller Schrecken die Studie „Global 2000 – Grenzen des Wachstums“ des Club of Rome. Wir schmeckten sauren Regen, fürchteten absterbende Wälder. Ozonloch und Friedensfrage, die Atomkrise nach dem Reaktorunfall in Tschernobyl ebenso wie zu hoher Fleischkonsum bewegten uns. Aber wir taten nur wenig dafür, dass sich die Welt nicht weiter aufheizt und somit unsere Lebensbedingungen total verändert werden. Wir hatten die Konzepte für einen „einfacheren Lebensstil“ längst entwickelt – aber setzten sie nicht um.
Nun kommt wieder eine begeisterte, weltweit bestens vernetzte Generation und will, dass sich unsere Lebensverhältnisse nachhaltig ändern. Sie sind besorgt und begeistert. Sie wollen uns überzeugen und mit ihrer Begeisterung mitnehmen. Das ist gut – und vielleicht passt auf sie jener kleine Bibeltext, den die „Herrnhuter Losungen“ dem heutigen Tag als Geleitwort zugelost haben: Die Jugendlichen „können’s ja nicht lassen, von dem zu reden, was sie gesehen und gehört haben“ (frei nach Apg 4,20). Jene umweltbewegten jungen Zeitgenossen wissen: Es ist höchste Zeit zum Handeln, denn es gibt „keinen Planeten B“.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=32781