SWR3 Gedanken

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15MRZ2021
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Mir spukt seit längerem eine Idee im Kopf herum: Ich würde mich mal gern mit ein paar Bekannten zusammentun und ein paar Monate lang unser Einkommen teilen. Wir werfen alles Geld in einen Topf, teilen durch die Anzahl der Leute und jeder bekommt dasselbe raus. Vielleicht würde Alex mitmachen, er sucht gerade einen Job und könnte das Geld bestimmt gut brauchen. Oder Christine, sie arbeitet in der Industrie und verdient ordentlich, ist aber für so eine verrückte Idee bestimmt zu haben.

Eine ähnliche Situation gibt es auch in der Bibel. Jesus erzählt eine Geschichte von einem Winzer, der den ganzen Tag lang neue Arbeiter einstellt. Die Ersten fangen direkt am Morgen an, ein paar andere kommen zur Mittagszeit dazu und sogar kurz vor Feierabend kriegen manche noch den Job im Weinberg. Mit allen vereinbart der Winzer den gleichen Tagessatz. Und den bekommt jeder, ganz egal, wie lange er gearbeitet hat. Am Ende beschweren sich natürlich die Leute, die den ganzen Tag geschuftet haben: Warum bekommen wir genauso viel wie alle anderen? Wir haben doch mehr gearbeitet?

Jesus erzählt die Geschichte natürlich nicht einfach so, sondern er will klarmachen: So wie der Winzer tickt, so tickt auch Gott. Klingt vielleicht unfair, aber Gott geht es anscheinend nicht um Leistungsdenken. Es geht Gott wohl eher darum, dass jeder am Ende genug zum Leben hat. Auch der, der erst ganz zum Schluss eingestellt wird, muss ja irgendwie über die Runden kommen.

Eine Zeit lang alles Geld in einen Topf. Ich habe mich in meinem Freundeskreis noch nicht getraut, mal zu fragen, wer mitmachen würde. Ich befürchte, dass auch bei Christine, Alex und mir Neid aufkommen könnte. Aber bestimmt wäre es auch verbindend, das gemeinsam auszuprobieren. Ein paar Monate mal ticken wie Gott, ist bestimmt eine interessante Erfahrung.

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