SWR2 Wort zum Tag

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11MRZ2021
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Auf mich kommt es da wirklich nicht an! Ich kenne Leute, die halten sich selbst und ihre Meinung für eher unbedeutend: Ich bin schon alt, das sollen jetzt die Jungen machen, sagen sie. Oder: Da kenne ich mich nicht so aus, deshalb mische ich mich lieber nicht ein. Manche haben auch die Erfahrung gemacht: Was ich tue oder denke, interessiert oft nicht.

Ich finde: Das sollte nicht so sein. Denn: Niemand ist verzichtbar. In einer Gemeinschaft kommt es auf jeden und jede einzelne an. Alle können etwas beitragen – und jede Stimme zählt.

In der Bibel wird die Gemeinschaft in der christlichen Gemeinde mit dem menschlichen Körper verglichen. Die unterschiedlichen Menschen sind wie die verschiedenen Körperteile: Hände und Ohren, Augen und Füße. Sie haben unterschiedliche Aufgaben und Fähigkeiten – aber letztlich geht es nur gemeinsam: „Selbst wenn der Fuß sagt: ‚Ich bin keine Hand, ich gehöre nicht zum Körper‘. Er gehört trotzdem zum Körper“, so schreibt der Apostel Paulus im Brief an die Korinther (vgl. 1. Korinther 12,12ff), und weiter: „Deshalb kann das Auge nicht zur Hand sagen: „Ich brauche dich nicht.“ Oder der Kopf zu den Füßen: „Ich brauche euch nicht. “ Vielmehr sind gerade die Teile des Körpers, die schwächer scheinen, umso notwendiger.

Ich glaube: Was nach Paulus für die christliche Gemeinde gilt, trifft letztlich auf jede gute Gemeinschaft zu – in der Familie, in der Nachbarschaft, im Ort, und auch in unserer Gesellschaft insgesamt. Niemand sollte die Erfahrung machen, dass seine Mitarbeit, ihre Erfahrung oder die eigene Meinung nicht gefragt ist. Deshalb ist es wichtig, einander zuzuhören – und auch diejenigen zum Mitmachen zu animieren, die sich sonst eher raushalten.

Jugendliche und auch schon Kinder in wichtige Entscheidungen einbeziehen. Die Lebenserfahrung von Seniorinnen und Senioren ernst nehmen und nutzen. Im Kleinen kann das jeder und jede von uns tun. Denn letztlich sind wir alle aufeinander angewiesen – oft mehr, als wir zunächst annehmen. Auch das macht Paulus mit seinem Bild vom Körper sehr anschaulich: „Wenn ein Teil leidet, leiden alle Teile mit“, schreibt er. „Und wenn ein Teil geehrt wird, freuen sich die anderen Teile mit.“

In einer Gemeinschaft ist niemand verzichtbar – so wie im Körper auch keines der Körperteile verzichtbar ist. Deshalb kommt es auf uns alle an, Sie und mich:

Jeder und jede von uns kann sich einbringen. Mit eigenen Fähigkeiten, Erfahrungen, und nicht zuletzt mit seiner und ihrer Stimme – in den Diskussionen im Alltag genauso wie auf dem Stimmzettel bei den Landtagswahlen am Wochenende.

Und: Jeder und jede von uns kann andere ermutigen, auch mitzumachen. Und sich mitfreuen, wenn es gelingt.

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