Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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09MRZ2021
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Vergangenen Sonntag hat sie wieder begonnen, die „Woche der Brüderlichkeit“, veranstaltet von den „Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit“. Und ein Jubiläum kommt hinzu: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland.

Schon mit den Römern zogen Juden an den Rhein und an die Mosel. Im Mittelalter waren ihre Gemeinden in Mainz, Worms und Speyer dank der dort lehrenden Rabbiner von überragender Bedeutung. Man sprach man vom „rheinischen Jerusalem“.

Trotz Anfeindung und Verfolgung blieben die Juden über Jahrhunderte ein wichtiger Motor für die gesellschaftliche Entwicklung unseres Landes– bis in die Zeit des nationalsozialistischen Völkermords, der Shoa.

Nach 1945 waren es vielerorts Christen, die sich um die Aufarbeitung der Geschichte bemühten. Juden und Christen kamen wieder miteinander ins Gespräch, gleichsam als Geschwister im Glauben. So konnte Vertrauen wachsen und Versöhnung möglich werden.

Nicht nur in den großen Städten, auch auf dem Land entdeckte man die jüdischen Zeugnisse der Vergangenheit neu. In den 1980er Jahren entstanden Bürgerinitiativen, die sich um den Erhalt der Dorfsynagogen kümmerten. Oft waren Christen die treibende Kraft in den örtlichen Fördervereinen. Sie retteten – trotz mancher Widerstände - die vom Abriss bedrohten Bethäuser. Beispielhaft genannt seien die Synagogen in Deidesheim, Odenbach am Glan, Ediger an der Mosel oder in Saffig in der Osteifel. Sie alle erinnern daran, dass Juden und Christen über Generationen nachbarschaftlich zusammenlebten. In Laufersweiler im Hunsrück ist sogar ein Studienzentrum entstanden, das sich der Erforschung des lange vernachlässigten Landjudentums widmet.

Vor allem wegen des Zuzugs von Juden aus den Ländern Osteuropas gibt es auch in Rheinland-Pfalz wieder lebendige jüdische Gemeinden. Aber: der wachsende Antisemitismus beunruhigt viele Gläubige. Diesem Judenhass entgegenzutreten bleibt daher eine wichtige Aufgabe für alle in der Gesellschaft.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32740
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