SWR3 Gedanken

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04MRZ2021
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Un-ter-brech-ung. Schon allein das Wort hat was Brachiales, Gewaltsames. Aber nicht nur. Es gibt gute Unterbrechungen und schlechte. Zu den schlechten gehört es zum Beispiel Kinder zu oft beim Spielen zu unterbrechen. Das schadet ihnen, weil sie dadurch aus ihrer seligen Selbstvergessenheit gerissen werden. Und weil es die Entwicklung ihrer Konzentrationsfähigkeit stört. Es ist einfach gut und gesund an einer Sache dranzubleiben. Das gilt für Jung und Alt.

Es gibt aber, wie schon gesagt, auch gute Unterbrechungen. Zum Beispiel beim Homeoffice. Dieser Arbeitsmodus ist Fluch und Segen. Es ist schon recht nicht mehr so viel in der Gegend herumfahren zu müssen. Aber je länger ich mich im Homeoffice befinde desto schwammiger werden die Grenzen zwischen Arbeitsleben und Privatleben. Ich könnte echt Tag und Nacht arbeiten. Und immer öfter schleichen sich meine geschäftlichen Gedanken von meinem Arbeitszimmer in mein Schlafzimmer. Das passiert vor allem dann, wenn ich mich nicht immer wieder unterbreche und Pausen mache. Und wenn ich zwischen Arbeit und Freizeit nicht konsequent Grenzen ziehe. Der Wechsel macht’s dass es mir gut geht und ich meine Arbeit gut und gern mache. Aber dafür muss ich mich immer wieder selbst unterbrechen. Denn mit guter Arbeit ist es wie mit gutem Wein.
Der Wein schmeckt auch nur, wenn er nicht dauernd getrunken wird und nicht hinuntergestürzt wie ein Glas Wasser. Sondern mit gehörigen Unterbrechungen. Schluck für Schluck.

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