SWR4 Abendgedanken

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05MRZ2021
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Vanuatu. Das ist ein tropischer Inselstaat in der Südsee. Es soll das letzte Paradies auf Erden sein, in dem die glücklichsten Menschen leben. So beschreibt es ein Reisekatalog. Auf 83 kleinen Inseln leben 300.000 Menschen. Wenn ich mir Fotos von Vanuatu anschaue bin ich begeistert: kristallklares Wasser, bunte Korallenriffe, Palmen, Sandstrände, unberührter Regenwald. Ein Sehnsuchtsort. Es gibt ein Frauenzentrum in Vanuatu. Das allerdings erzählt uns eine andere Geschichte: Für die Frauen ist ihre Heimat das schlimmste Land der Welt. Sie erleben Gewalt in Ehe und Partnerschaft. Frauen müssen Männern bedingungslos gehorchen. Weil noch immer patriarchale Strukturen existieren und Männer alle Entscheidungen treffen. Und gleichzeitig sind es die Frauen, die auf Vanuatu für das Familieneinkommen sorgen müssen.

Heute ist der Tag, an dem Millionen Frauen nach Vanuatu schauen. Der erste Freitag im März ist traditionell Weltgebetstag der Frauen. Das heißt: Frauen - und auch Männer - treffen sich zu Gottesdienst und Gebet. Auf allen Erdteilen, in mehr als 120 Ländern. Heute erzählen sie vom Leben hinterden Palmenstränden auf Vanuatu. Allein in Deutschland sind etwa eine Million Menschen bei dieser ökumenischen Bewegung dabei. Ich gehöre auch dazu und feiere den Gottesdienst heute im Internet mit. Der Weltgebetstag ist aber weit mehr als nur ein Gottesdienst. Denn es bleibt nicht beim Beten. Und genau das finde ich gut und wichtig. Zwei Dinge kennzeichnen die über 100 Jahre alte Frauen-Bewegung: Jedes Jahr steht ein anderes Land im Mittelpunkt dieses Tages. Eines, in dem vor allem Mädchen und Frauen Ungerechtigkeit und Diskriminierung erleben und wo Gewalt alltäglich ist. Und darüber wird weltweit berichtet. Gleichzeitig sammelt die Aktionsgemeinschaft Spenden und unterstützt Projekte: Zum Beispiel in Bangladesch und dem Iran, in Guatemala oder Indien. 

In Vanuatu gibt es seit einigen Jahren die Frauenrechtsorganisation „Vanuatu Young Women for Change“. Junge Frauen haben sich zusammengeschlossen und kämpfen für Veränderung. Sie reden mit den mächtigen Dorfvorstehern. Sie kümmern sich um Alleinerziehende. Und sie lernen, Wettervorhersagen in lokale Sprachen zu übersetzen. Um auch die Menschen in entlegenen Gebieten vor drohenden Naturkatastrophen zu warnen. Denn: Vanuatu ist weltweit am stärksten vom Klimawandel betroffen.

Paradiesische Zustände sehen wahrlich anders aus. Die Frauen in Vanuatu hoffen auf den Weltgebetstag. Dass die weltweite Frauensolidarität dazu beiträgt, damit ihre Lebenssituation zumindest wahrgenommen wird. Und was können wir tun, im fernen Deutschland? Wenigstens zuhören. Und vielleicht einen kleinen Teil vom nächsten Reisebudget für solche Projekte zurücklegen.

www.weltgebetstag.de

Gottesdienst zum Weltgebetstag am 5. März um 19 Uhr auf YouTube und Bibel-TV
https://weltgebetstag.de/aktuelles/news/mitfeiern-vor-dem-fernseher/

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32689
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