Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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22FEB2021
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„Was kann ich tun?“ fragt ein Mann „Meine Frau und ich haben nicht mehr die gleichen Gefühle füreinander wie früher. Ich glaube, ich liebe sie einfach nicht mehr und sie mich auch nicht.“ - „Das Gefühl ist nicht mehr da?“ fragt der Berater. „Richtig! Aber wir haben drei Kinder. Was schlägst Du vor?“ - „Liebe deine Frau,“ antwortet der Berater. „Aber ich sage doch, das Gefühl ist einfach nicht mehr da.“ - „Liebe deine Frau!“ wiederholt der Berater. „Wenn das Gefühl nicht mehr da ist, dann ist das ein guter Grund, sie zu lieben.“
Eine verblüffende Antwort. Verwirrt fragt der Mann zurück. „Aber wie liebt man denn, wenn man nicht liebt?“

Der Bestsellerautor Stephen Covey berichtet von diesem Dialog. Und er erklärt, dass lieben ein Verb, ein Tun-Wort ist. Das Gefühl der Liebe entwickelt sich durch das, was man tut. Liebe entsteht durch lieben. Sein Tipp: „Liebe deine Frau. Diene ihr. Tue etwas für sie. Höre ihr zu. Fühle mit ihr. Bestätige sie. Schätze sie. Bist du dazu bereit?“

So eine Erklärung habe ich in einem Buch von einem amerikanischen Managementautor nicht erwartet. »Lieben« - ist ein Verb, ein Tun-Wort. Wir haben ein Gefühl daraus gemacht. Wir lieben oder lieben nicht. Aber warum sind Gefühle so machtvoll? Covey sagt: „Wir treten unsere Verantwortung ab und überlassen unseren Emotionen die Macht“.
Ich muss ihm recht geben: Als Menschen verfügen wir über etwas, das die Wissenschaftler »Impulskontrolle« nennen. Wenn ich Wut spüre, muss ich nicht wütend sein, nicht unkontrolliert reagieren und den Gesprächspartner angreifen oder anschreien. Ich kann innerlich wütend sein, aber versuchen mit dem Gegenüber ganz ruhig zu besprechen, wie es zu dieser Situation kam.

Oder wenn ich mich nicht ernst genommen fühle und enttäuscht bin. Muss ich deshalb gleich unfreundlich werden? ‘Impulskontrolle‘ heißt für mich: höflich bleiben, den anderen nicht abwerten. Wenn ich mich maßlos freue, muss ich auch nicht gleich alle Menschen in der Fußgängerzone umarmen. In Corona-Zeiten sowieso nicht. Das Spannende ist: Es funktioniert auch umgekehrt: Wenn ich etwas Bestimmtes tue, dann stellt sich auch das entsprechende Gefühl ein. Deshalb: aus Liebe ein Tun-Wort machen. Liebe ist etwas, was man tut. Liebe ist geben. Das Gefühl der Liebe kann man dadurch wiedergewinnen!


(Stephen Covey, „Die 7 Wege zur Effektivität, Prinzipien für persönlichen und beruflichen Erfolg“)

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32654
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