SWR3 Gedanken

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24FEB2021
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Ich kenne einen Jungen im Kindergartenalter. Ein Spitzbub. Und er liebt Schokolade. Natürlich hatte er in der Adventszeit einen Schoko-Adventskalender. Und was hat er in den Tagen vor Weihnachten gemacht? Er hat die Schokolade von seinem Adventskalender aufgehoben, in silberne Alufolie verpackt und versteckt. Er hat auf seine geliebte Schokolade verzichtet und sie wie einen Schatz gesammelt. Vom Munde abgespart.

An Heiligabend bei der Bescherung hat er sich über die Sachen gefreut, die er geschenkt bekommen hat. Und dann ist er losgedüst, hat seine Schätze geholt und seiner Familie geschenkt. Wie hat er sich darüber gefreut, so etwas Tolles schenken zu können!

Seitdem liegen viele Lockdown-Wochen hinter uns. Nichts mit Konzerten, Feiern oder Kino. Für mich waren es auch anstrengende Wochen. So viel war einfach weg. Aber dann ist mir der Junge mit seinen silber verpackten Schätzen eingefallen. Mit der Schokolade, die er sich vom Mund abgespart hatte, um anderen eine Freude zu machen. Und ich hab mich gefragt: Sind meine Kinobesuche und Feiern, die ich mir gespart habe, nicht auch solche Schätze? Also dass ich verzichte, ist doch auch sowas wie mein Geschenk für andere. Damit ich die nicht anstecke. Damit die Infektionsrate geringer wird. Damit unser Gesundheitssystem nicht kollabiert. Kinder machen intuitiv oft so viel richtig, obwohl sie in ihrem Leben erst am Anfang stehen.

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