SWR4 Abendgedanken

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17FEB2021
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Mit dem Aschermittwoch heute beginnt in den Kirchen die sogenannte Österliche Bußzeit, früher Fastenzeit genannt. Was mir eigentlich besser gefällt, weil es klar benennt, um was es geht. Ums Fasten nämlich. Und das bedeutet: Von dem, was unnötig ist, weniger; von dem, was notwendig ist, mehr. Davon sollen die vierzig Tage bis Ostern gekennzeichnet sein.

Wer an Aschermittwoch in die Kirche geht, hört jedes Jahr einen Bibeltext, der das ganz praktisch ausdrückt. In drei Punkten, die nicht nur Christen interessieren, weil sie kluge Ratschläge für ein besseres Leben sind. Almosen geben - Beten - Fasten. So heißen diese Punkte in der Bergpredigt Jesu. Ich lege sie mir und Ihnen für die kommenden Wochen bis Ostern ans Herz.

 

Jesus beginnt in seiner Rede mit den Almosen. Es heißt dort wörtlich: Wenn du Almosen gibst, posaune es nicht vor dir her…; deine linke Hand soll nicht wissen, was deine rechte tut[1]. Das ist in doppelter Hinsicht interessant. Zum einen geht Jesus ganz selbstverständlich davon aus, dass man das tut: andere unterstützen, die weniger haben; abgeben, wenn man von einer Sache mehr als genug hat. Es ist die Aufforderung, mehr zu teilen als normalerweise. Jesus verbindet das aber zum anderen mit dem Hinweis, möglichst wenig darüber zu sprechen. „Tue Gutes und rede darüber“, das wäre bei ihm nicht durchgegangen. Weil es ihm so sehr darum geht, dass man von Herzen teilt; und nicht, um damit zu glänzen.

Dann der zweite Punkt: das Beten. Was sich so fromm anhört, ist von Jesus hier ganz besonders gemeint. Es geht ihm nicht um die Sonntagspflicht oder um besonderen Fleiß beim Rosenkranz. Sondern darum, dass die Beziehung zu Gott dabei stimmt, dass sie vertraut ist, innerlich und echt. Wenn du betest, geh in deine Kammer, schließ die Tür zu;dann bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist![2]Will heißen: Verbringe mehr Zeit mit Gott. Nur er und du, ihr zwei allein.

Und dann noch das Fasten. Gemeint ist: für den Leib. Weniger essen, weniger Alkohol trinken, weniger Süßigkeiten, weniger von dem, was man eigentlich gar nicht bräuchte. Und es geht Jesus dabei keineswegs um Schönheitsideale oder Heilkuren. Wenn ihr fastet, macht kein finsteres Gesicht wie die Heuchler![3]Jesus will, dass man durchs Fasten frei wird. Frei davon, immer viel oder das Beste zum Essen zu haben; zu meinen, wenn man sich den Bauch vollschlägt, dann geht’s einem gut.

Das rechte Maß von Weniger und Mehr zu finden, an der rechten Stelle, ist schwer. Ich weiß. Aber es lohnt sich.

 

[1]Matthäus 6,1f.

[2]Matthäus 6,6

[3]Matthäus 6,16

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32602
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